AKW in Frankreich:Berlin: Fessenheim bald stilllegen

Ein Störfall 2014 in dem Atomkraftwerk versetzte die deutschen Nachbarn in Sorge. Nun äußert sich das Bundesumweltministerium.

Das Bundesumweltministerium dringt auf eine rasche Stilllegung des französischen Atomkraftwerks Fessenheim. Die Anlage müsse "frühestmöglich" abgeschaltet werden, sagte ein Sprecher von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Freitag in Berlin. Zuvor war bekannt geworden, dass es nach einem Wassereinbruch im Jahr 2014 möglicherweise größere Probleme gegeben habe als bisher bekannt.

Experten des Bundesumweltministeriums widersprachen aber der Einschätzung, es habe sich bei dem Vorgang 2014 um einen ernsten Störfall gehandelt. Damals seien über einen Lüftungsschacht zwar größere Mengen Wasser in den Kontrollraum des Reaktors gelangt. Allerdings sei das Kernkraftwerk nie außer Kontrolle geraten. Stattdessen habe das Wasser eine Anzeige außer Gefecht gesetzt, mit der sich die Position der sogenannten Steuerstäbe bestimmen lässt. Diese Steuerstäbe regeln die Leistung des Reaktors - je weiter sie abgesenkt werden, desto weniger Strom erzeugt er.

Wegen des Defektes habe sich der Betreiber entschieden, das Kraftwerk herunterzufahren, und dabei die Chemikalie Bor eingesetzt. Eine Notabschaltung sei aber die ganze Zeit über möglich gewesen. Bei einer solchen Notabschaltung werden die Steuerstäbe gelöst, notfalls von Hand. Die Reaktion kommt dann zum Erliegen. "Die technische Einordnung ändert aber nichts an unserer kritischen Haltung zu Fessenheim", sagte ein Ministeriumssprecher.

Das Kernkraftwerk unmittelbar an der deutschen Grenze ist seit 1977 in Betrieb und damit das älteste AKW Frankreichs. Seit Jahren fordern benachbarte Bundesländer die Abschaltung. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD) forderte eine Abschaltung Fessenheims bis Ende 2016. "Wir setzen unsere eigene Sicherheit aufs Spiel, wenn die AKWs nicht abgeschaltet werden."

Frankreichs Regierung hat zwar schon mehrmals die Schließung von Fessenheim in Aussicht gestellt, diese aber immer wieder verschoben - zuletzt auf das Frühjahr 2017. Auch Baden-Württemberg verlangt eine rasche Abschaltung. "Klar ist, dass Fessenheim nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik entspricht", sagte der dortige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

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