Afghanistan:Zu Afghanistan hört man nicht mehr als Phrasen

Der Anschlag am Samstag in Kabul mit mehr als 100 Toten zeigt: Die Extremisten wollen den ewigen Krieg in dem Land fortsetzen. Der Westen hat kaum noch Mittel, diesen Konflikt zu lösen.

Kommentar von Tobias Matern

Ein Krankenwagen voller Sprengstoff - ein perfideres Mordwerkzeug kann man sich kaum vorstellen. Diese Tatwaffe haben die Taliban in Kabul verwendet und mehr als 100 Menschen umgebracht. Einmal mehr zeigen die Extremisten ihren Willen, den ewigen Krieg in Afghanistan fortsetzen zu wollen. Der Westen hat kaum noch Mittel, diesen Konflikt zu lösen.

Unmittelbar nach der Explosion verurteilt das Auswärtige Amt zwar den "heimtückischen Anschlag" und verspricht, Afghanistan werde mit seinen Freunden zusammen die Suche nach Frieden entschlossener vorantreiben. Wie das aussehen soll? Dazu kein Wort. Nur die Phrase, Deutschland stehe fest "an der Seite der Menschen in Afghanistan".

Die Realität ist eine andere: Deutschland schiebt, wenn auch in begrenztem Umfang, nach Afghanistan ab. Vergangene Woche wurden erneut abgelehnte Asylbewerber nach Kabul gebracht - in eine Stadt, in der nicht nur Krankenwagen in die Luft fliegen können, sondern Deutschland seine bei einem anderen Anschlag zerstörte Botschaft erst wieder neu aufbauen muss.

Dass Hunderttausende Afghanen ihre Heimat verlassen, ist die Folge einer gescheiterten Intervention: Der Westen hat 2014 seine Kampftruppen abgezogen, ohne Frieden mit den Taliban erreicht zu haben. Die Sicherheitslage hat sich seitdem verschlechtert. Aber die Bundesregierung verweigert sich dieser Tatsache. Sonst müsste sie die Abschiebungen nach Afghanistan aussetzen.

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