Afghanistan-Einsatz:Bundeswehr beklagt Probleme mit Sturmgewehren

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Es verliert seine Präzision bei Hitze: Ein in Afghanistan eingesetztes Gewehr soll erhebliche Mängel aufweisen. Auch bei Pistolenmunition gibt es einem Bericht des "Spiegel" zufolge Probleme. Während die Bundeswehr sich um die Sicherheit der Soldaten sorgt, sieht das Verteidigungministerium keinen Anlass zu handeln.

Die Bundeswehr beklagt "erhebliche Mängel" beim Sturmgewehr G36, das in Afghanistan im Einsatz ist. Ein Bericht der zuständigen Wehrtechnischen Dienststelle, aus dem der Spiegel zitiert, bescheinigt der Waffe, dass sie bei Sonneneinstrahlung oder Dauerfeuer an Präzision verliert.

Schon ab 23 Grad Celsius soll das Standardgewehr an Steifigkeit einbüßen. Grund seien die Kunststoffteile an der Waffe. Damit könne sich der Treffpunkt des Gewehrs aus 100 Metern Entfernung auf einen Streukreis von 50 bis 60 Zentimetern erweitern.

"Hier ist die Frage zu stellen, inwieweit ein Soldat in einem Feuergefecht mit heißgeschossener Waffe überhaupt noch treffen kann", heißt es in dem Bericht. Die "Erst-Treffer-Wahrscheinlichkeit" sinke, der Munitionsbedarf steige, der Soldat verliere "das Vertrauen in seine Schießfähigkeit". Auch ein anderes internes Dokument spreche von einem "erheblichen Mangel".

Probleme gibt es dem Spiegel zufolge auch bei der Pistole P8: Bei der von der Bundeswehr verwendeten Munition vom Typ DM51 soll ein gefährlich hoher Gasdruck entstehen. Pistolen seien demnach am Verschluss oder Rohr gerissen, bei manchen würden durch den Druck Metallteile herausgeschleudert. In internen Dokumenten sei von einer "Verletzungsgefahr" bei durch die Munition die Rede. Das Verteidigungsministerium sprach dagegen von ungefährlichen "Verschleißphänomenen". Es räumte 48 Vorkommnisse seit dem Jahre 2012 ein, darunter 12 durch "Bruch oder Riss".

Längst bekannte Mängel

Der Mängelbericht stammt bereits aus dem Juli vergangenen Jahres. Ein in den Ruhestand versetzter Beamter des Wehrbeschaffungsamts in Koblenz verschickte dem Magazin zufolge Auszüge daraus an Bundestagsabgeordnete. Mehrmals hatte er sich zuvor an Verteidigungsminister Thomas de Maizière gewandt. Das Ministerium erklärte dazu, man habe die Vorwürfe geprüft und für unbegründet befunden. Es habe daher keine Veranlassung bestanden, "den Minister erneut mit dem Vorgang zu befassen".

Der Hersteller Heckler & Koch erklärte, es handle sich bei den beobachteten Phänomenen um "auch für den Laien nachvollziehbare" normale physikalische Vorgänge.

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