Affäre um Wen Jiabao:Chinesische Hacker spähten "New York Times" aus

New York Times, China, Hacker, Wen Jiabao

Objekt des Interesses chinesischer Hacker: Das Gebäude der New York Times.

(Foto: Justin Lane/dpa)

Cyber-Attacke auf US-Zeitung: Monatelang sollen die Computer der "New York Times" von China aus ausspioniert worden sein. Dass die Übergriffe mit der Berichterstattung über die Familie von Premier Wen Jiabao begannen, dürfte kein Zufall sein.

Chinesische Hacker sollen über Monate die Computer der New York Times attackiert haben. Seit Oktober seien die Angreifer immer wieder in das EDV-System eingedrungen und hätten Passwörter von Journalisten und anderen Mitarbeitern ausspioniert. Zeitlich bestehe ein direkter Zusammenhang mit der kritischen Berichterstattung über die Verwandtschaft von Premier Wen Jiabao, berichtet das Blatt:

"After surreptitiously tracking the intruders to study their movements and help erect better defenses to block them, The Times and computer security experts have expelled the attackers and kept them from breaking back in. The timing of the attacks coincided with the reporting for a Times investigation, published online on Oct. 25, that found that the relatives of Wen Jiabao, China's prime minister, had accumulated a fortune worth several billion dollars through business dealings."

Die Redaktion engagierte Experten für Computersicherheit, um die Angreifer ausfindig zu machen und abzuwehren. Diese fanden auch heraus, dass die Hacker möglicherweise Methoden des chinesischen Militärs benutzt haben, und konnten Beweise für die Übergriffe sicherstellen. Demnach versuchten sie ihre Angriffe zu verschleiern, indem sie über den Umweg gehackter Computer von US-Hochschulen auf die Redaktionssysteme zugriffen.

Persönlich betroffen seien beispielsweise der Shanghaier Bürochef David Barboza, dessen E-Mail-Account geknackt worden sei. Er hatte die Berichte über Wens Verwandte verfasst. Auch die Mails von Jim Yardley, dem Chef des Südasien-Büros der NYT in Indien wurde gehackt - offenbar, weil dieser zuvor das Büro in Peking geleitet hatte. Hinweise darauf, dass in Zusammenhang mit der Berichterstattung über Wens Familie Zugriff auf besonders heikle E-Mails oder Dateien erfolgt sei, hätten die Computerexperten aber nicht gefunden, betonte Chefredakteurin Jill Abramson.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: