AfD:Weiterer Rechtsruck

Die Parteispitze hat den Einfluss des "Flügels" unterschätzt.

Von Jens Schneider

Ging es um den äußerst rechten "Flügel" in den eigenen Reihen, gab sich die Spitze der AfD bisher stets gelassen - zu Unrecht. Was am Wochenende im nordrhein-westfälischen Warburg geschah, belegt erneut den Rechtsruck in der AfD. Auf dem Parteitag des größten Landesverbands ließen die Gefolgsleute des Rechtsaußen Björn Höcke moderatere Kräfte auflaufen, das Treffen endete im Chaos.

So etwas passiert nicht zufällig. Der "Flügel" ist in der AfD bundesweit vernetzt, seine Ausbreitung wird von den Strategen vor allem aus ostdeutschen Verbänden immer intensiver gesteuert. Und die treten zunehmend selbstbewusst auf.

Die Parteichefs Jörg Meuthen und Alexander Gauland sind dafür selbst verantwortlich. Sie haben den "Flügel" nur zu gern geduldet und oft hofiert, so wie Gauland jetzt mit einem erneuten Auftritt beim "Kyffhäuser-Treffen" in Thüringen. Die Parteichefs wollten auf die sehr aktiven Kräfte am rechten Rand und deren Wähler nicht verzichten.

Inzwischen ist der "Flügel" im Osten, wo drei Landtagswahlen anstehen, derart stark, dass es die AfD dort ohne ihn kaum mehr gäbe. Im Westen ist er nicht nur in NRW einflussreich. Und so wirkt es atemberaubend naiv, wenn Gauland jene zur Mäßigung aufruft, die noch weiter rechts stehen als er.

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