AfD:Rote Linien fehlen

Der rechte "Flügel" lähmt die AfD. Aber niemand zieht rote Linien.

Von Jens Schneider

Ruhe möchte die AfD-Führung ihrer Partei verordnen, aber die kann nicht zur Ruhe kommen. Zu groß ist die Sorge einiger Landesvorsitzender im Westen, dass der äußert rechte "Flügel" um Björn Höcke bürgerliche Wähler verschreckt. Während er mit seinen Weggefährten in Brandenburg und Sachsen den Landtagswahlkampf eröffnet, wollen jene, die sich als Gemäßigte sehen, dass Höcke für den Bundesvorstand kandidiert. Sie haben die naive Hoffnung, dass ihn eine Niederlage mäßigen würde. Doch das würde ihre Probleme nicht lösen.

Der Thüringer AfD-Landeschef hat es aus Sicht mancher Parteifreunde zu weit getrieben, als er den Bundesvorstand angriff. Sie spüren, dass sein "Flügel" einige große Landesverbände lähmt. So blockiert die AfD sich selbst. Doch den Appellen gegen Höckes rechtsnationale Truppen fehlt die letzte, nötige Konsequenz. Man verlangt von ihm und seinesgleichen Mäßigung in der Form, dass er sich öfter mal auf die Zunge beißen solle. Aber niemand will ihm rote Linien aufzeigen, etwa wenn es um das Schüren von Ressentiments gegen Fremde geht. Man braucht Höcke für Erfolge im Osten und steht ihm inhaltlich tatsächlich nahe.

So erlebt die Partei zwar einen Macht-, aber keinen Richtungskampf. Den angeblich Gemäßigten fehlt der Wille, klare Grenzen zu ziehen.

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