Ägyptens Armeechef al-Sisi:Sphinx oder Präsident?

Der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi hat eine Präsidentschaftskandidatur bislang nur angedeutet. (Foto: REUTERS)

Nach dem überraschenden Rücktritt der ägyptischen Übergangsregierung wird sich nun zeigen, ob Militärchef al-Sisi tatsächlich für das Amt des Präsidenten kandidieren will - oder lieber im Hintergrund bleibt.

Ein Kommentar von Sonja Zekri

Ägyptens Armeechef robbt sich im Schneckentempo ans höchste Staatsamt. Laut Verfassung muss Abdel Fattah al-Sisi als Verteidigungsminister zurücktreten, wenn er kandidieren will. Zurücktreten musste nun gleich das ganze Kabinett.

Der Feldmarschall exponiert sich ungern, das hat man bereits bei der Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi gesehen, als Sisi die denkbar breiteste Koalition zum Familienfoto gegen die Muslimbrüder zusammentrieb. Dass offenbar selbst einige Minister von ihrem Rücktritt nichts wussten, bis der Regierungschef ihn bekannt gab, ist für den superklandestinen Stil des Ex-Geheimdienstchefs Sisi typisch.

Will al-Sisi weiter aus dem Hintergrund herrschen?

Irgendwann wird er aber Farbe bekennen müssen: Will er die Uniform ausziehen und sich in die Niederungen der Alltagspolitik begeben mit Stromausfällen, Busfahrerstreiks und Protesten von Minderjährigen? Oder herrscht er weiter aus dem Hintergrund und vermeidet die offene Machtübernahme: Wieder ein hoher Offizier im Präsidentenpalast - das wäre der Beweis, dass Mursis Entmachtung eben doch nur ein banaler Putsch war.

Sisis Anhänger dichten ihm einen fast überirdischen Helden-Propheten-Übermenschen-Status an, aber in den Kaffeehäusern und Geschäften sieht man das Gesicht des Armeechefs immer seltener. Auch die größte Welle der Zuneigung kann brechen. Vor allem, wenn sich dahinter ein Gebirge an Verzweiflung auftürmt.

© SZ vom 25.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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