Unter Monarchen war es vor 100 Jahren Usus, bei Treffen die Uniform des Besuchers oder des zu Besuchenden zu tragen. Doch bei Wilhelm II. (1859-1941) wuchs sich der Hang zur Militärkleidung zum Tick aus. Aufnahmen von SZ Photo dokumentieren die Marotte des letzten deutschen Kaisers. Im Bild: Wilhelm II. mit seinem Vetter, dem russischen Zaren Nikolaus II. im Jahre 1913. "Nicky", wie Wilhelm ihn nannte, trägt eine deutsche Uniform.
Wilhelm schlüpfte schon in jungen Jahren in fremde Kleidung. Das hatte auch familiäre Wurzeln: Durch seine Mutter, einer Tochter der englischen Königin Victoria, kam er in Berührung mit dem Kilt, der traditionellen Kleidung der Schotten. Die Aufnahme entstand 1883.
Thronfolger Wilhelm posiert 1885 in einer russischen Uniform. Zu diesem Zeitpunkt regierte noch sein Großvater, Wilhelm I.
Wilhelm in einer Admiralsuniform 1889. Ein Jahr zuvor war er deutscher Kaiser und König von Preußen geworden, weil sein Vater Kaiser Friedrich III. nach nur 99 Tagen auf dem Thron gestorben war.
Wilhelm II. 1891 vollbärtig wie sein Vater in einer Husarenuniform.
Der Kaiser in der Uniform des Kürassierregiments Gardes du Corps. Der Adlerhelm war ein prima Windfang.
Seine Majestät im Jahre 1894 in einer englischen Uniform.
Der Monarch 1896 in der Robe der Garde-Kürassiere, inklusive Mantel und typischer Pickelhaube.
Wilhelm II. in einer englischen Marineuniform. Seine Hass-Liebe zu Großbritannien zeigte sich auch in einem anderen Bereich. Auf seinen Wunsch hin, rüstete die deutsche Marine massiv auf - Beginn des Flottenwettrüstens.
Wilhelm mit seinem Gefolge vor einem Prunkzelt in Palästina 1898. Man beachte die Kopfbedeckungen, bei denen es sich um eine Mischung aus Pickelhaube und Tropenhelm handelt.
Wilhelm in einer russischen Marineuniform.
Der Kaiser und König in einer englischen Uniform. Wilhelm schien alle verfügbaren Uniformen anprobiert zu haben - außer die französischen. Schließlich sah der Hohenzollern-Herrscher in Frankreich den Erbfeind Preußens.
Wilhelm II. in russischer Militärkluft vor dem Eintreffen des Zaren Nikolaus II. am Bahnhof von Potsdam.
Das Staatsoberhaupt in der Robe der Großmeister des Johanniterordens.
Mit falschem Bart und Perücke: Wilhelm 1906 in schwedischer Uniform aus vergangenen Zeiten.
Wilhelm posiert 1907 in der Uniform eines Admirals. Man beachte das Fernrohr.
Der deutsche Kaiser hoch zu Roß in österreichischer Uniform mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. bei einem Manöver im Jahre 1909.
Wilhelm II. in einer Kürassieruniform.
Der Kaiser im Jahre 1912 in einer Schützenuniform.
Wilhelm II. in einer russischen Uniform, angeblich im Jahre 1913. Ein Jahr später sorgte seine großmaulige Politik zwischen Friedensbeteuerungen und imperialistischem Geschwafel mit für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Deutsche und Russen waren Feinde geworden.
Kaiser Wilhelm II. im letzten Friedensjahr 1913 in einer österreichischen Uniform.
Während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) trug der Kaiser meist eine stein- oder feldgraue Uniform des deutschen Heeres. Auf diesem Foto probiert er 1915 Erbsensuppe an der Ostfront in Galizien.
Wilhelm II. im Jahr 1917 in einer türkischen Uniform.
Im Herbst 1918 war der Krieg für Deutschland verloren, Wilhelm II. dankte ab und ging ins Exil in die Niederlande. Dort lebte er im Haus Doorn - und zog den erhaltenen Bildern zufolge seltener eine Uniform an.
Stattdessen haderte der Ex-Monarch bis zu seinem Tod 1941 mit seinem Schicksal, polterte gegen tatsächliche und vermeintliche Gegner und fand eine neue Marotte: Er hackte und sägte Holz, wie auf diesem Bild, das im Sommer 1930 während eines Familienfestes entstand. Weitere Informationen zu Kaiser Wilhelm II. bei SZ.de: "Wilhelm II. sah in Hitler seinen Vollstrecker": Interview mit seinem Biografen John Röhl. Narreteien von Gottes Gnaden: Franziska Augstein über den Kaiser. "Blut muss fließen, viel Blut": Die bizarrsten Zitate von und über Wilhelm II. Themenseite zum Ersten Weltkrieg