100. Geburtstag Stauffenbergs:Warnung vor "Mythenbildung"

Zum 100. Geburtstag des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung den Offizier geehrt. Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand warnte vor einer Heroisierung.

CDU-Politiker Jung bezeichnete Stauffenbergs Anschlagsversuch auf den Diktator Adolf Hitler als "befreiende Tat". Das missglückte Bombenattentat vom 20. Juli 1944 gehöre zum Kern des Traditionsverständnisses der Bundeswehr, erklärte Jung in einer Würdigung anlässlich Stauffenbergs 100. Geburtstag am Donnerstag. Stauffenberg und seine Freunde im Widerstand seien für die deutschen Streitkräfte ein Vorbild.

100. Geburtstag Stauffenbergs: Versuchte, den Diktator zu töten: Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Versuchte, den Diktator zu töten: Claus Schenk Graf von Stauffenberg

(Foto: Foto: AFP)

Indessen warnte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, vor einer "Mythenbildung". Einer Heroisierung Stauffenbergs müsse entgegengewirkt werden, sagte Steinbach im Deutschlandradio Kultur.

Er sei ein vielschichtiger Mensch gewesen, der lange die Ziele des Nationalsozialismus bedingungslos geteilt habe und erst 1942/43 allmählich zum Gegner geworden sei. Das Spannende an seinem Weg sei die Überwindung der eigenen Positionen.

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet sich im sogenannten Bendlerblock in Berlin, in dessen Hof Stauffenberg und andere Verschwörer noch in der Nacht nach dem gescheiterten Attentat hingerichtet wurden.

Stauffenbergs Sohn, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, sagte im Westdeutschen Rundfunk, seine Mutter und er seien danach von der Gestapo abgeholt worden.

Seine Mutter sei in Untersuchungshaft und er in ein Kinderheim gekommen. Jung sagte, nur ganz wenige hätten wie Stauffenberg den Mut gehabt, gegen das verbrecherische nationalsozialistische Regime aufzustehen. Auch in Zukunft werde er den Soldaten Vorbild sein. "Die Männer des 20. Juli 1944 haben vorgelebt, wann Verantwortung, Ehre und Gewissen dem militärischen Führer Grenzen des Gehorsams weisen."

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