Süddeutsche Zeitung

1. Mai-Demos:Randale in Hamburg

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Steinwürfe, eingeschlagene Scheiben, Autos in Flammen: In Hamburg ist es in der Nacht zum Freitag zu schweren Krawallen gekommen. Die Polizei sprach von "erheblichem Gewaltpotential".

Am Rande eines Aufmarsches von Rechtsextremisten zum 1. Mai hat es in Hamburg-Barmbek schwere Ausschreitungen von gewalttätigen Demonstranten gegeben.

"Das war ein erhebliches Gewaltpotenzial", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer. Sowohl auf linker als auch auf rechter Seite seien Demonstranten schon lange nicht mehr so aggressiv vorgegangen. Die Einsatzkräfte nahmen im Laufe des Nachmittags rund 250 Randalierer und Gewalttäter fest oder in Gewahrsam.

In der Nacht zum Freitag kam es im Schanzenviertel zu weiteren Krawallen, bei denen sogenannte Autonome von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden. Eine genaue Zahl konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht nennen. Die Linksradikalen waren zumeist in kleineren Gruppen unterwegs. Sie steckten mehrere Mülleimer und zwei Autos in Brand. Außerdem schlugen sie bei einigen Geschäften die Glasscheiben ein.

Am Nachmittag waren die rund 2500 eingesetzten Polizisten vor allem aus den Reihen der linken Gegendemonstranten immer wieder attackiert worden - Steine und Feuerwerkskörper wurden auf die Beamten geschleudert. Mehr als 20 Beamte seien verletzt worden, hieß es am späten Abend. Über die Zahl verletzter Demonstranten lagen zunächst keine Angaben vor.

Vor dem Neonazi-Aufmarsch hatten sich aus Protest gegen Rechts in dem alten Arbeiterviertel Barmbek nach Polizeiangaben etwa 6600 Teilnehmer versammelt. Nach einem zunächst friedlichen Beginn der Anti-Nazi-Demo hatten Gegendemonstranten Barrikaden gebaut und in Brand gesetzt, einen Streifenwagen und sechs Privatautos angezündet.

Die Scheiben eines Supermarktes wurden eingeschlagen, ein Wirt und dessen Gäste in seinem Lokal angegriffen. Sachbeschädigungen hätten nicht verhindert werden können, sagte Polizeisprecher Meyer.

Kritik an der Justiz übte unterdessen Hamburgs Innensenator Udo Nagel. "Nach einer sorgfältigen und auf Fakten gestützten Gefahrenprognose hat die Polizei Auflagen verfügt, um ein Aufeinandertreffen der gegnerischen Versammlungsteilnehmer verhindern zu können", meinte er. Doch das Oberverwaltungsgericht hatte die strengen Polizeiauflagen gekippt.

"Mit dieser aus meiner Sicht unverantwortlichen Entscheidung haben die Richter nicht nur die eingesetzten Polizeikräfte, sondern auch Unbeteiligte größten Gefahren ausgesetzt."

Bereits in der Nacht zum Donnerstag waren im Schanzenviertel nach Steinwürfen auf Beamte im Bereich des Linken-Szenetreffs "Rote Flora" vier Menschen in Gewahrsam genommen. Bei den Auseinandersetzungen wurden den Angaben zufolge die Scheiben einer Sparkasse mit Steinen zerstört. Zudem zündeten Randalierer Müllcontainer an.

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dpa/cag
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