Mordserie auf Zypern:Hoffnung, dass das Grauen ein Ende hat

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In einem See in der Nähe des Dorfes Xiliatos ist die Leiche eines Mädchens gefunden worden. (Foto: dpa)
  • Ein 35-Jähriger auf Zypern hat gestanden, sieben Menschen getötet zu haben.
  • In einem Baggersee ist nun die siebte Leiche gefunden worden.
  • Es handelt sich um ein sechsjähriges Mädchen, wahrscheinlich die Tochter eines der Opfer.

"Zünde eine Kerze an", funkt der Taucher an seinen Kollegen am Ufer des Baggersees. "Mache ich - aber warum?", antwortet der. "Für das Kind. Ich halte es in meinen Armen, Eduard." Der emotionale Dialog zwischen zwei Einsatzkräften berührt viele Menschen auf Zypern. Die Insel wird seit Monaten von einer beispiellosen Mordserie erschüttert. Ein 35-Jähriger hat gestanden, sieben Menschen getötet zu haben. Seitdem suchte die Polizei nach den Leichen der Vermissten. Das Mädchen, das nun aus dem See geholt wurde, ist mutmaßlich das siebte und damit letzte Opfer des Mannes. Sie war sechs Jahre alt. Ihre Leiche war in einem mit Beton beschwerten Koffer versenkt worden.

Seit 2016 soll der Mann unentdeckt gemordet haben: ein Hauptmann der Zyprischen Nationalgarde, verheiratet, zwei Kinder. Im April war eine erste Leiche entdeckt worden, fünf Tage später nahm die Polizei den 35-Jährigen fest. Auffällig ist, dass es sich bei allen Opfern um Ausländerinnen handelt, Frauen aus Asien und Rumänien, die sich als Haushaltshilfen durchgeschlagen haben. Der Mann hatte sie durch eine Dating-App kennengelernt.

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Der mutmaßliche Täter hat bereits sieben Morde gestanden, die Polizei schließt nicht aus, dass es noch mehr Tote gibt. Weil die meisten Opfer Asiatinnen sind, wirft der Fall auch ein Schlaglicht auf die Lage der "Gastarbeiterinnen" in Zypern.

Von Christiane Schlötzer

Das Mädchen, das nun gefunden wurde, ist wahrscheinlich die Tochter einer Frau von den Philippinen. Ihre Leiche war im April am Fuße eines Gebirges gefunden worden - nackt und gefesselt. Mutter und Tochter galten da schon seit einem Jahr als vermisst. Unter den Opfern ist ein weiteres Mädchen. Sie ist die achtjährige Tochter einer Frau aus Rumänien. Auch hier verschwanden Mutter und Tochter gemeinsam.

Warum blieben die Behörden so lange untätig? Menschenrechtler werfen der Polizei vor, sie hätten die Vermisstenmeldungen ignoriert, weil es sich bei den Ausländerinnen um "Menschen zweiter Klasse" gehandelt habe. Hilfsorganisationen sprechen bei den Gastarbeitern auf Zypern von "moderner Sklaverei". Die Frauen werden von Agenturen in ihren Heimatländern angeworben, die oft Tausende Euro Vermittlungsgebühr verlangen. Die müssen die Frauen dann abarbeiten. Viele klagen über sexuelle Belästigung.

Wegen des Falls trat der zyprische Justizminister im Mai zurück, der Polizeichef wurde gefeuert. Nachdem das sechsjährige Mädchen gefunden wurde, gehen die Ermittler davon aus, dass es keine weiteren Leichen gibt. Die zyprischen Medien schreiben: Es besteht die Hoffnung, dass das Grauen ein Ende hat.

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