Süddeutsche Zeitung

Zwischenfälle zum Jahreswechsel:Gefährliches Silvester

Selbstgebaute Knaller und unvorsichtig gezündete Raketen haben Silvester für Dutzende Menschen in einer Katastrophe enden lassen. Einige Feuerwerkskörper mussten durch Spezialkräfte entschärft werden.

Silvster - das hieß für die Feuerwehr in vielen Teilen Deutschlands Dauereinsatz. In Berlin rückte die Feuerwehr von 19 bis sechs Uhr zu mehr als 1500 Einsätzen aus. In Hamburg wurde sie etwa 1100 Mal gerufen, in mehr als 200 Fällen musste sie dabei Brände löschen. In Nordrhein-Westfalen kam die Feuerwehr auf knapp 3500 Fahrten. Die Münchner Feuerwehrmänner hatten mit 75 Einsätzen vergleichsweise wenig zu tun.

Oftmals gingen die Brände glimpflich aus: Mülltonnen, Alkleidercontainer und Balkone - nach Angaben der Hannoveraner Feuerwehr "ein Klassiker zu Silvester" - fingen Feuer, die rasch wieder gelöscht werden konnten. Einige Brände jedoch hatten verheerende Folgen.

In Bayern kamen in der Silvesternacht fünf Menschen ums Leben, 16 wurden durch Feuer verletzt. Eine 51-Jährige wurde in Bad Reichenhall tot in einer Wohnung aufgefunden, nachdem auf dem Balkon Wunderkerzen angebrannt worden waren. Bei einem Schwelbrand in einer Wohnung in Großostheim bei Aschaffenburg starb eine weitere Frau. Nur wenige Stunden später konnte eine 87-jährige Nürnbergerin nur noch tot aus ihrer brennenden Wohnung geborgen werden. Auch in Eckersdorf bei Bayreuth starb ein älterer Mann in Flammen.

Ein selbst gebastelter Feuerwerkskörper kostete einem Mann im oberbayerischen Gaißach das Leben. Nach Polizeiangaben verletzte der Knaller den Mann so schwer am Kopf, dass er noch am Unglücksort starb.

Auch in Kiel verursachten selbstgebastelte Böller schweren Schaden. Der 31-jährige Bastler erlitt beim Zünden einer von ihm gebauten Rakete schwere Verletzungen an Hand und Gesicht. Als Mitarbeiter des Landeskriminalamts (LKA) die Wohnung des Mannes durchsuchten, stießen auf weitere "Selbstlaborate" aus Sprengstoff. Ein Munitionsräumkommando rückte an, um sie zu entschärfen, wie ein LKA-Sprecher weiter berichtete. Die Bewohner der umliegenden Häuser - etwa 60 Menschen - mussten dazu für rund fünf Stunden ihre Wohnungen verlassen. Für sie wurden Busse bereitgestellt.

Ebenfalls in Kiel stürzten bei einem Dachstuhlbrand mehrere Decken ein, drei Menschen wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Das Haus wurde durch die Flammen zerstört, 18 Bewohner verloren am Silvesterabend ihre Bleibe. Auch in Saarlouis und in Offenburg wurden Wohnungen büßten Menschen durch Brände ihr Zuhause ein.

In Berlin führte Aggression zu einem Zwischenfall: Ein 43-jähriger Mann bewarf Jugendliche mit Feuerwerkskörpern. Drei 14-Jährige wurden verletzt. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Tödlich verlief ein Streit auf einer Silvesterparty im niedersächsischen Schüttorf. Ein 25-Jähriger erstach einen 37 Jahre alten Mann. Die Ursache des Streits war zunächst nicht bekannt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Unschön verlief die Silvesternacht für die rund 140 Partygäste an Bord eines Hotelschiffs in Koblenz. Es steht unter Quarantäne, seit dort Noroviren grassieren. Rund 30 Passagiere hatten an Silvester über Symptome wie Übelkeit geklagt und wurden an Bord ärztlich betreut. Ein Mann sei ins Krankenhaus gebracht worden, er habe aber schon vorher an einer anderen Krankheit gelitten, teilte die Wasserschutzpolizei mit.

Mit dem Schrecken kamen die 140 Gäste eines schwimmenden Restaurants in einem Wormser Rheinhafen davon. Aus noch ungeklärter Ursache versank das zweistöckige Lokal im Fluss. Die Gäste konnten sich über einen Steg unverletzt an Land retten.

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