Zweiter Weltkrieg:Busunternehmen in Südkorea gedenkt Trostfrauen

Zweiter Weltkrieg: In Südkorea gibt es etwa 80 Trostfrauen-Statuen. Diese wird noch bis Ende September im Linienbus mitfahren.

In Südkorea gibt es etwa 80 Trostfrauen-Statuen. Diese wird noch bis Ende September im Linienbus mitfahren.

(Foto: AFP)

Sie wurden während des Zweiten Weltkriegs in japanischen Soldatenbordellen systematisch vergewaltigt - nun fahren Busse durch Seoul, in denen die Statue einer jungen Frau sitzt.

Seit Anfang der Woche bleibt in mehreren Buslinien Seouls - egal ob morgens in der Rushhour oder spät nachts, wenn kaum jemand mehr unterwegs ist ­- jeweils ein Platz dauerbesetzt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein starr verharrender Fahrgast, ist die Plastikstatue einer jungen Frau in traditioneller koreanischer Tracht, barfuß, die Hände im Schoß gefaltet, der Blick starr geradeaus.

Mit der Aktion feuert das Busunternehmen Dong-A Transit eine politische Kontroverse zwischen Südkorea und Japan an: Es soll erinnern an die sogenannten Trostfrauen, die während des Zweiten Weltkriegs in frontnahen japanischen Soldatenbordellen systematisch vergewaltigt wurden.

Bei den Comfort Women, so die englische Bezeichnung, handelt es sich Historikern zufolge um bis zu 200.000 Frauen, darunter viele minderjährige, aus der damaligen japanischen Kolonie Korea sowie China und den Philippinen, die verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurden. Ganze 70 Jahre dauerte es, bis sich die japanische Regierung 2015 offiziell für das Verbrechen entschuldigte - davor hatte sie sich in der Frage immer wieder auf einen Friedensvertrag von 1965 berufen, in den Entschädigungszahlungen bereits verankert wurden.

Trotzdem demonstrieren südkoreanische Aktivisten weiterhin jeden Mittwoch seit 1992 vor der japanischen Botschaft: Sie klagen an, dass die japanische Regierung die Verbrechen nie wirklich aufgearbeitet habe und die Entschuldigung nicht aufrichtig sei. Außerdem protestieren sie gegen die Forderung Japans, die rund 80 Trostfrauen-Statuen im ganzen Land abzuschaffen - insbesondere die aus Bronze in unmittelbarer Nähe zur Botschaft.

"Wir wollen die Südkoreaner mit der Aktion daran erinnern, was diese Frauen durchgemacht haben", sagte Rim Jin-wook, Vorsitzender des Busunternehmens, dem Guardian. Noch bis Ende September werden die Comfort Women sitzen bleiben - und im Anschluss auf öffentlichen Plätzen installiert. Zudem soll demnächst in der Hauptstadt ein Museum errichtet und der 14. August zum nationalen Gedenktag an die Verbrechen deklariert werden.

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