Zwei Fälle von Kindstötungen:Acht tote Kinder im Norden und in Sachsen

Lesezeit: 2 min

Innerhalb weniger Stunden erschütterten zwei erschreckende Fälle von Kindstötung die Menschen in Deutschland: In Schleswig-Holstein und in Sachsen wurden insgesamt acht Kinder Opfer ihrer Mütter.

Zwei grausige Fälle von Kindstötungen erschüttern die Menschen in Deutschland. Eine 31- Jährige soll in Schleswig-Holstein ihre fünf kleinen Söhne umgebracht haben. Die Leichen der Jungen im Alter von drei bis neun Jahren wurden am Mittwochnachmittag in einem Einfamilienhaus in Darry im Kreis Plön entdeckt.

Das Mehrfamilienhaus in Plauen, in dem die dritte Babyleiche gefunden wurde. (Foto: Foto: ddp)

Nur wenige Stunden zuvor war im sächsischen Plauen das dritte tote Baby einer 28-Jährigen gefunden worden. Sie hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Chemnitz ihre drei Töchter jeweils kurz nach der Geburt getötet und die Leichen dann jahrelang in den Häusern von Verwandten versteckt.

Die Frau aus Sachsen sitzt in Haft; die Mutter aus dem Osten Schleswig-Holsteins wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht. "Nach derzeitigem Erkenntnisstand dürfte das Motiv in einer psychischen Erkrankung der Frau zu suchen sein", teilten die Ermittler mit.

Die Mutter habe nach der Tat der Polizei selbst Hinweise gegeben. Auf welche Weise die Kinder getötet wurden, wurde nicht mitgeteilt. Die NDR 1 Welle Nord berichtete, nach ersten Informationen seien die Kinder mit Tabletten vergiftet und danach mit einer Plastiktüte erstickt worden. Polizei und der Kieler Oberstaatsanwalt Uwe Wick wollten dies auf dpa-Anfrage nicht bestätigen. "Wir wollen die Obduktion am Donnerstagmorgen abwarten", sagte Wick.

Die Taten in Plauen liegen schon länger zurück. Die Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler im Februar 2002, im Januar 2004 und im September 2005 geboren. Alle drei seien "plötzlich tot" gewesen, habe die Mutter in den Verhören ausgesagt. Dies bezweifeln Polizei und Staatsanwaltschaft. Sie werfen der heute 28-Jährigen dreifachen Totschlag vor.

Am Mittwoch vor einer Woche hatte die Polizei nach einem Behördenhinweis die Leiche der 2002 geborenen Tochter Celine gefunden, nachdem das Mädchen nicht zur Einschulungsuntersuchung gekommen war. Das in Plastikfolie eingewickelte Baby war in einem Koffer im Keller von Verwandten versteckt.

Noch während die Frau am Dienstag dieser Woche von einem Haftrichter aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, fanden Beamten die zweite Babyleiche, am Mittwoch die dritte. Die beiden Leichen fanden sich in einer Tiefkühltruhe und auf einem Balkon in einem Haus, in dem die Frau aber nicht wohnte. Beim ersten Kind seien dem Gutachten zufolge keine Spuren von Gewaltanwendung an dem mumifizierten Körper gefunden worden.

Am Donnerstag sollen nun die beiden zuletzt entdeckten Leichen obduziert werden. Nur das erste Mädchen wurde in einem Krankenhaus geboren, weshalb die Stadt auch von dessen Existenz wusste. Die beiden anderen Töchter soll die Mutter zu Hause allein zur Welt gebracht haben.

Von den Schwangerschaften will niemand in der Familie oder im näheren Umfeld etwas gewusst haben. Selbst der langjährige Lebensgefährte gab bei der Polizei an, nichts bemerkt zu haben. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass den Angehörigen nichts aufgefallen ist", sagte der Präsident der Polizeidirektion Südwestsachsen, Dieter Kroll.

Die arbeitslose Mutter hat zudem zwei Söhne, ein und sieben Jahre alt, die nach Polizeiangaben nun bei Verwandten leben. "Die Frau wirkt nicht krankhaft, eher gefasst und erleichtert", sagte Kroll.

Bislang habe es keine psychiatrische Untersuchung der Frau gegeben. Die Staatsanwaltschaft rechnet eigenen Angaben zufolge nicht mit weiteren Leichenfunden. Die Frau stammt entgegen früheren Angaben aus sozial schwachen Verhältnissen. In den vergangenen Jahren habe sie neun verschiedene Wohnsitze gehabt und sei des öfteren bei Verwandten untergekommen, erklärten die Ermittler.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: