Zum Vorlesen:Vom anderen Ende der Welt

Zum Vorlesen: Illustration aus Henning Callsen: Kein Problem, sagt Papa Eisbär.

Illustration aus Henning Callsen: Kein Problem, sagt Papa Eisbär.

Trillern auf Rezept: Wie Papa Eisbär versucht seinen Sohn zu heilen.

Von Heike Nieder

Pelle, der Sohn von Papa und Mama Eisbär, scheint krank zu sein. Er hat keine Lust, zu gar nichts. Was können seine Eltern nur tun? Das Weise Walross weiß Rat: Papa Eisbär muss einen Vogel besorgen, der den kleinen Pelle mit seinem "Trillern,Trällern und Tirilieren" wieder gesund machen soll. Also macht sich der große Eisbär auf den Weg in Richtung Süden, um einen Singvogel zu finden. Zweimal ist seine Reise umsonst, doch beim dritten Mal hat er Glück: Er landet am Südpol und trifft auf ein Pinguin-Mädchen namens Pinguine. Die ist immerhin ein Vogel, auch wenn sie nicht singen kann. Papa Eisbär nimmt sie mit in seine Heimat, und siehe da: Pelle blüht auf. Was ihm gefehlt hat, ist eine Spielgefährtin.

"Kein Problem, sagt Papa Eisbär" ist die erste Geschichte der Hanser-Reihe "Pelle und Pinguine" und gleichzeitig das Debüt des Wieners Henning Callsen. Die Illustrationen stammen von Sabine Wilharm, die neben freien Arbeiten und Karikaturen für Stern und Spiegel besonders durch die Einbandgestaltung der deutschen "Harry Potter"-Bände bekannt wurde. Die Idee, einen Eisbären und einen Pinguin - zwei Lebewesen, die entgegengesetzter nicht beheimatet sein könnten - zusammenzubringen, ist zwar nicht neu. Auch Lars, die Hauptfigur in Hans de Beers Dauerseller "Der kleine Eisbär", trifft eines Tages auf Caruso, einen Pinguin vom Südpol, und die beiden werden Freunde. Doch Geschichten müssen ja nicht unbedingt neu sein, um Kindergartenkinder zu begeistern (der Verlag empfiehlt das Buch ab 5 Jahren).

In der Tat erzählt Henning Callsen frisch und lebendig, er zeichnet klar den gutmütigen Charakter der Hauptfigur, die im ersten Band noch nicht Pelle, sondern Papa Eisbär ist. Gern macht man als Leser auch die Bekanntschaft mit so manchen Nebenfiguren, wie beispielsweise dem liebeskranken Lotsefanten, und hofft, dass sie im nächsten Band wieder einen Auftritt haben. Nett ist auch die Idee, bestimmte geografische Besonderheiten oder Namen auf die Erlebnisse von Papa Eisbär zurückzuführen. So erfahren wir, dass die Beringstraße ursprünglich so schmal war, dass ein Eisbär darin stecken bleiben musste. Nur einem kräftigen Nieser Papa Eisbärs ist die heutige Breite zu verdanken. Die Nord-Süd-Verwirrung Papa Eisbärs ist für größere Kinder bestimmt ein lustiger Running Gag, Kindergartenkinder werden damit aber noch Schwierigkeiten haben. Da muss ein Erwachsener schon erklären, dass es vom Standpunkt des Betrachters abhängt, ob man sich im Norden oder Süden befindet.

Es gibt noch ein paar weitere Punkte, die kleinere Kinder nicht verstehen werden. Dazu gehören Wörter wie "Talentscout", "Tourneemanager" oder "Impresario". Auch fragt man sich, welches Kind mit "neckisch" winkenden Damen an Walross- oder Seeelefantenhöhlen etwas anfangen kann. An diesen und an manch anderen Stellen schielt der Autor etwas zu sehr auf die vermeintlichen Schmunzler des vorlesenden Erwachsenen.

Dennoch: Die Geschichte ist als Vorlesebuch absolut zu empfehlen. Eventuelle Unklarheiten können dann sofort beseitigt werden. Auch als Ansporn, sich auf den Spuren Papa Eisbärs einmal die Weltkarte gemeinsam anzuschauen, ist Callsens Debüt bestens geeignet. (ab 5 Jahre)

Henning Callsen: Kein Problem, sagt Papa Eisbär. Illustrationen von Sabine Wilharm. Carl Hanser Verlag, München 2017. 120 Seiten, 13 Euro.

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