Süddeutsche Zeitung

Zugunglück in Spanien:Justiz ermittelt gegen Bahnangestellte

79 Menschen starben beim Zugunglück bei Santiago de Compostela. Nun ermittelt die spanische Justiz auch gegen Verantwortliche der Bahngesellschaft Adif. Der Ermittlungsrichter spricht von einer "Unterlassung grundlegender Maßnahmen" - und "strafbarem Leichtsinn".

Wegen des Verdachts auf Mitschuld an dem tödlichen Bahnunglück in Santiago de Compostela hat die spanische Justiz Ermittlungen gegen den Schienennetzbetreiber Adif aufgenommen.

Es werde geprüft, ob die für die Sicherheit des betreffenden Schienenabschnitts verantwortlichen Adif-Mitarbeiter eine Straftat begangen hätten, erklärte der zuständige Ermittlungsrichter am Dienstag. Es werde nun zunächst abgewartet, dass Adif die Namen der entsprechenden Mitarbeiter mitteile. Nach Ansicht des Richters war die Beschilderung auf dem Streckenabschnitt unzureichend. Er sprach von einer "Unterlassung grundlegender Maßnahmen", die "strafbarem Leichtsinn" gleichkomme.

Der verunglückte Zug hatte eine Geschwindigkeit von 179 Stundenkilometern und war damit mehr als doppelt so schnell wie erlaubt, als er am 24. Juli wenige Kilometer vor der Stadt Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens entgleiste. 79 Menschen starben und 178 weitere wurden verletzt. Der Lokführer versuchte noch zu bremsen, konnte die Katastrophe aber nicht mehr verhindern. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet.

Der Schienennetzbetreiber Adif und die Bahngesellschaft Renfe wiesen jede Mitschuld zurück, da alle Bestimmungen eingehalten worden seien. Verkehrsministerin Ana Pastor hat eine umfassende Überprüfung des gesamten Schienennetzes angekündigt. Adif ist für die Verwaltung des Eisenbahnnetzes zuständig. Die ebenfalls staatliche Gesellschaft Renfe betreibt den Zugverkehr.

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