Buenos Aires:49 Tote und mehr als 600 Verletzte bei Zugunglück

Die Feuerwehr braucht Stunden, um die Verletzten zu befreien, Menschen suchen in Krankenhäusern und Leichenhallen nach vermissten Angehörigen: Nach einem schweren Zugunglück herrscht Chaos in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Mindestens 49 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, Hunderte wurden zum Teil schwer verletzt.

Das schwere Zugunglück in einem belebten Bahnhof von Buenos Aires nimmt tragische Ausmaße an: Nach jüngsten Angaben kamen mindestens 49 Menschen ums Leben, mindestens 600 wurden verletzt, 200 von ihnen schwer. Andere Quellen berichten sogar von 675 Verletzten.

Zugunglück Once Buenos Aires

Die Einsatzkräfte brauchten nach dem Unglück am Mittwochmorgen Stunden, um die Hunderten Verletzten aus dem Wrack eines Pendlerzugs zu befreien. Die vollbesetzte Bahn war ungebremst in das Gleisende am Bahnhof Once gekracht.

(Foto: REUTERS)

Die argentinischen Behörden suchen fieberhaft nach der Ursache der Tragödie. "Wir wissen nicht, was auf den letzten 40 Metern passiert ist. Der Zug hat nicht gehalten", sagte Verkehrsminister Juan Pablo Schiavi Stunden nach dem Unglück bei einer Pressekonferenz. Es gebe viel zu untersuchen. Schiavi hatte zunächst einen Bremsendefekt als Unglücksursache vermutet.

Der vollbesetzte Nahverkehrszug - auch hier variieren die Angaben zwischen 1200 und 2000 Passagieren - war am Morgen mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Stundenkilometern in den Bahnhof Once eingefahren, bremste dort allerdings nicht ab, sondern krachte in einen Prellbock am Ende des Gleises. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der zweite Waggon mehrere Meter in den ersten hineingeschoben.

Vor allem in den ersten beiden Waggons waren viele Menschen. Dort stiegen viele Pendler ein, damit sie dann im Bahnhof möglichst weit vorne aussteigen konnten, um rasch zu U-Bahnen und Bussen zu gelangen. "Ich hörte Fensterscheiben bersten, Menschen schreien, einige stürzten auf mich", beschrieb ein Passagier die chaotischen Szenen.

Die Feuerwehr brauchte Stunden, um eingeklemmte Passagiere aus den demolierten Waggons zu befreien. Nach dem Unfall suchten zahlreiche Menschen in Krankenhäusern, in einer Leichenhalle und auf einem Friedhof nach vermissten Angehörigen. "Ich war in fünf Krankenhäusern und konnte meine Frau nicht finden", sagte ein Mann. Seine schwangere Frau habe in einem der ersten Waggons gesessen. Eine Frau suchte ihren 24-jährigen Sohn. "Man sagte uns, einige würden operiert und man wisse nicht, wer sie sind." Es gebe erst Klarheit, wenn die Patienten aus dem Operationssaal kämen.

Lokführer mit einwandfreier Akte

Fernsehsender veröffentlichten Fotos von Vermissten, im Internet wurden soziale Netzwerke für die Suche genutzt. Unter den Verletzten war auch der Zugführer, der von Rettungskräften aus der eingequetschten Lokomotive befreit wurde. Laut Verkehrsminister Juan Pablo Schiavi verfügt der 28-Jährige über eine einwandfreie Akte.

Das Unglück ereignete sich in der morgendlichen Hauptverkehrszeit. Die Verletzten wurden auf rund ein Dutzend Krankenhäuser der Umgebung verteilt, zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Der Bahnhof Once liegt im Stadtteil Balvanera und wird täglich von Hunderttausenden Passagieren genutzt.

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner sagte eine Pressekonferenz zum Streit mit Großbritannien um die Falklandinseln ab und ordnete eine zweitägige Staatstrauer an.

Erst vor fünf Monaten waren in Buenos Aires bei einem Zugunglück elf Menschen ums Leben gekommen und mehr als 200 verletzt worden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: