Griechenland:Mindestens 35 Tote bei Zugunglück

Griechenland: Der Unglücksort nahe der Stadt Larissa in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.

Der Unglücksort nahe der Stadt Larissa in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.

(Foto: GIANNIS FLOULIS/REUTERS)

In Griechenland kollidiert in der Nacht ein Personenzug mit einem Güterzug. Rettungsmannschaften versuchen, in zerschellten Waggons Überlebende zu finden. Der für die Unglücksstrecke zuständige Eisenbahnchef ist laut Staatsfernsehen festgenommen worden.

Bei einem schweren Zugunglück im nördlichen zentralen Griechenland sind in der Nacht nach Angaben der Feuerwehr mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 66 Menschen wurden schwer verletzt und in Krankenhäusern behandelt. "Die Such- und Rettungsaktion dauert an", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsfernsehen aus dem Unglücksort nahe der Stadt Larissa in Thessalien. "Es ist eine Tragödie", fügte er hinzu. Mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchten die Retter, die entgleisten Waggons zu heben, um nach weiteren Opfern zu suchen, wie Reporter vor Ort berichteten.

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(Foto: SZ-Karte/Mapcreator.io/OSM.org)

Über die Umstände des Unglücks lagen keine Einzelheiten aus offiziellen Quellen vor. Ein aus Athen gestarteter Personenzug stieß nach ersten Angaben von Eisenbahnern frontal mit einem aus der Gegenrichtung - aus der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki - kommenden Güterzug zusammen. Der Personenzug war der Intercity 62, der aus Athen um 19.22 Uhr am Dienstagabend mit etwa 350 Reisenden nach Thessaloniki gestartet war.

Die Unfallstelle bei Tempi (auch Tembi) in Norden der Region Thessalien gleicht einem Trümmerfeld, die vorderen Waggons beider Züge wurden durch den Aufprall geradezu zusammengefaltet und brannten zum Teil aus, wie Drohnenaufnahmen im griechischen Staatsfernsehen zeigen. Feuerwehrleute und Rettungskräfte versuchten in den Trümmern, weitere Opfer zu finden. Ein Überlebender sagte, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoß Feuer ausgebrochen. "Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm", fügte er im Staatsfernsehen hinzu. "Wir haben mit unseren Koffern die Fensterscheiben eingedrückt und sind in der Dunkelheit tastend aus unserem Waggon rausgegangen", sagte ein junger Mann.

Inzwischen wird nach den Ursachen gesucht. Der für die Strecke des Unglücks zuständige Eisenbahnchef sei festgenommen worden, berichtete das Staatsfernsehen. Die Strecke, die Athen mit der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki verbindet, war in den vergangenen Jahren modernisiert worden. Das griechische Bahnunternehmen Hellenic Train ist ein Tochterunternehmen der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiane (FS).

Trotz der Modernisierung mit neuen Brücken und Tunneln und zwei Gleisen entlang der gesamten rund 500 Kilometer langen Strecke zwischen Athen und Thessaloniki gebe es erhebliche Probleme bei der elektrischen Koordination der Verkehrskontrolle. "Wir fahren wie in alten Zeiten von einem Streckenteil zum anderen per Funk. Die Stationsleiter geben uns grünes Licht", sagte Kostas Genidounias, Präsident der Lokführer-Gewerkschaft, im staatlichen Rundfunk. Warum dies geschieht und kein modernes Leitsystem funktioniert, konnte er nicht sagen.

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