Zu Sexspielen gezwungen:30 Jahre Haft für Mord an Studentin

Weil sie nicht bei Sexspielen mitmachen wollte, wurde die 22-jährige Studentin Meredith K. ermordet. Der erste Beschuldigte wurde nun verurteilt.

J. Müller-Meiningen, Rom

Er war der letzte, den die Polizei zu fassen bekam. Nun ist Rudy Hermann Guede der erste Verurteilte im Fall der vor einem Jahr in Perugia ermordeten Erasmus-Studentin Meredith Kercher. Am 20. November 2007 hatten Ermittler den 21-Jährigen in einem Zug zwischen Koblenz und Mainz festgenommen. Dorthin war Guede aus Italien geflohen.

Zu Sexspielen gezwungen: Porzess in Perugia: Der Angeklagte soll die britische Austauschstudentin Meredith K. zu Sexspielen gezwungen und sie dann ermordet haben.

Porzess in Perugia: Der Angeklagte soll die britische Austauschstudentin Meredith K. zu Sexspielen gezwungen und sie dann ermordet haben.

(Foto: Foto: Reuters)

Am Dienstagabend verurteilte ihn ein Gericht in Perugia zu 30 Jahren Haft, weil er die 22-jährige Studentin aus Leeds vergewaltigt und anschließend ermordet haben soll. Außerdem muss der von der Elfenbeinküste stammende Guede die Angehörigen des Opfers mit 8,5 Millionen Euro entschädigen.

Was sich genau in der Nacht des ersten November 2007 in der Wohnung der Austausch-Studentinnen Amanda Knox und Meredith Kercher in Perugia zugetragen hat, wird nun ein Schwurgericht zu klären versuchen. Vor ihm müssen sich vom 4. Dezember an die 21-jährige Amerikanerin Knox und ihr damaliger Freund, der Italiener Raffaele Sollecito, 24, verantworten.

Guedes Anwälte hatten anscheinend wegen drückender Beweise gegen ihren Mandanten ein abgekürztes Verfahren beantragt. Damit bleibt dem Verurteilten ein Drittel seiner Haftstrafe erspart. Die Ermittler hatten Fingerabdrücke und DNS-Spuren von Guede am Tatort gefunden. Er hatte angegeben, zur Tatzeit zwar in der Wohnung von Meredith und Amanda gewesen zu sein, jedoch nicht in dem Zimmer, in dem die Tat geschah.

Der Anklage zufolge waren an dem Mord auch Amanda Knox und der Student Raffaele Sollecito beteiligt. Meredith habe nicht an einem Sex-Spiel teilnehmen wollen und sei deshalb von den drei anderen umgebracht worden. Sie wurde am 2. November erwürgt, mit Messerstichen in der Kehle und halb entkleidet in ihrem Schlafzimmer gefunden. Auch gegen Knox und Sollecito liegen schwerwiegende Beweise vor, beide streiten allerdings die Tat ab.

Auf einem Messer, das bei Sollecito gefunden wurde, sicherten Ermittler sowohl DNS-Spuren von Meredith Kercher als auch von Amanda Knox. Die Amerikanerin hatte sich zudem bei Vernehmungen in Widersprüche verstrickt. Genetische Spuren von Sollecito fand die Polizei außerdem auf dem Büstenhalter des Opfers. Die Verteidiger von Knox und Sollecito behaupten, Spurensicherung und Polizei seien dilettantisch vorgegangen. Gen-Spuren seien nachträglich aufgetragen worden und Knox habe sich in Widersprüche verstrickt, weil sie von der Polizei eingeschüchtert worden sei.

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