Mögliche Abschaffung:EU-Parlament will Zeitumstellung prüfen

Zeitumstellung

Seit Jahren wird immer wieder über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung diskutiert.

(Foto: dpa)
  • Das EU-Parlament hat dafür gestimmt, zu prüfen, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden soll.
  • Experten argumentieren, dass die Zeitumstellung zu mehr Unfällen auf den Straßen führe, weil viele Menschen übermüdet seien oder ihre Depressionen verstärkt würden.

Von Alexander Mühlauer

Es gibt Menschen, die mit der Zeitumstellung kein Problem haben. Sie besitzen weder Stand- noch Armbanduhr, deren Zeiger sie vor oder zurück drehen müssten. Warum auch? Macht ja das Smartphone alles ganz allein. Insofern kann es schon vorkommen, dass so mancher in seinem digitalisierten Alltag den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit gar nicht bemerkt. Wenn man sich allerdings ab und an vom Bildschirm des Mobiltelefons lösen kann, dürfte einem schon auffallen, dass es draußen von einem Tag auf den anderen plötzlich länger hell ist - oder früher dunkel wird. Was wiederum für viele Menschen durchaus ein Problem ist.

Wie unterschiedlich die Ansichten zum Thema Zeitumstellung sein können, zeigte sich am Donnerstag im Europäischen Parlament. Ein Abgeordneter bemerkte, dass selbst die innere Uhr von Fruchtfliegen dadurch gestört werde. Ein anderer befand, dass die Sommerzeit schon alleine deshalb abgeschafft gehöre, weil sie vor 65 Jahren von den Kommunisten in seinem Heimatland Polen eingeführt worden sei. Am Ende der Debatte sprach sich jedenfalls eine große Mehrheit der Europa-Abgeordneten dafür aus, die Zeitumstellung auf den Prüfstand zu stellen.

Die Forderung, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand keine Mehrheit

Die Parlamentarier forderten mit ihrem Votum die EU-Kommission auf, die Vor- und Nachteile zu untersuchen und gegebenenfalls eine Änderung der entsprechenden Richtlinie vorzuschlagen. Die Forderung, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand keine Mehrheit. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc erklärte, dass die Brüsseler Behörde bei ihren bisherigen Untersuchungen nur zu einem gefestigten Ergebnis gekommen sei: "Es wäre schädlich für den Binnenmarkt, den Mitgliedstaaten die Abschaffung gänzlich frei zu stellen." Entweder müsse EU-weit die Sommerzeit abgeschafft werden, oder es müsse alles beim alten belassen werden. Die Initiative zur Parlamentsabstimmung war vom Verkehrsausschuss gekommen. Dessen Experten argumentieren, dass die Zeitumstellung zu mehr Unfällen auf den Straßen führe, weil viele Menschen übermüdet seien oder ihre Depressionen verstärkt würden.

In Deutschland wurde die Sommerzeit im Jahr 1980 eingeführt. Der Grund dafür waren die Erfahrungen der Ölkrisen-Jahre und das Ziel, damit Energie zu sparen. Damals wurde erwartet, dass der Stromverbrauch zurückgeht, wenn die hellen Tagessstunden in der Sommerzeit besser ausgenutzt werden. Doch dieser Effekt ist umstritten. Laut Umweltbundesamt schalten die Bürger wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht an; dafür wird im Frühjahr und Herbst morgens mehr geheizt.

In der Europäischen Union gilt seit 1996 eine klare Regel: Die Bürger stellen einheitlich die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor - und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Oder sie verlassen sich eben auf ihr Smartphone.

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