Zehn Tote in der Region Murcia:Schwere Erdbeben in Spanien

Gleich zwei Erdbeben kurz hintereinander haben den Südosten Spaniens erschüttert: Das Epizentrum lag nahe der Stadt Lorca in der Region Murcia, die Stärke der Erschütterungen betrug bis zu 5,2 auf der Richterskala. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben.

Javier Cáceres, Madrid

Bei Erdbeben in Spanien sind am Mittwochabend mindestens zehn Menschen gestorben. Das Epizentrum lag nahe der Stadt Lorca in der südostspanischen Region Murcia. Die Erdstößen erreichten eine Stärke von bis zu 5,2 auf der Richterskala. Dutzende Menschen erlitten Verletzungen.

Am stärksten betroffen war die 90.000-Einwohner-Stadt Lorca, die etwa 50 Kilometer südwestlich der Stadt Murcia liegt. Der Regierungspräfekt der Region, Rafael González Tovar, bezeichnete die dortige Lage als "völlig katastrophal". Die Telefonnetze brachen zeitweise zusammen. Allerdings blieb die Stromversorgung bestehen.

Die Zentralregierung in Madrid reagierte sofort. Verteidigungsministerin Carme Chacón entsandte eine Rettungsbrigade des Heeres. Sicherheits- und Rettungskräfte der Gegend wurden in Alarmzustand versetzt.

Zwei Beben innerhalb von zwei Stunden

Das erste Beben wurde kurz nach 17 Uhr verzeichnet, der zweite, ungleich schwerere Erdstoß folgte kurz vor 19 Uhr. Wie es in Medienberichten hieß, wurden die meisten Opfer auf offener Straße von herabstürzenden Gebäudeteilen in zentralen Stadtteilen Lorcas getroffen. Eines der Opfer sei ein 13-jähriger Junge gewesen.

Tausende Bewohner suchten aus Angst vor Nachbeben Zuflucht in Parks und Schulhöfen. Sie richteten sich darauf ein, die Nacht mit Wolldecken außerhalb ihrer Häuser zu verbringen. Auf Aufnahmen von Amateuren waren chaotische Szenen und Menschen mit Nervenzusammenbrüchen zu sehen. Mehrere Männer und Frauen waren noch Stunden nach den Erdstößen unter Schock und brachen in Tränen aus.

Erdbeben sind auf der iberischen Halbinsel im Allgemeinen und in der Region Murcia im Besonderen nicht völlig ungewöhnlich. Die Gegend gilt wegen Verwerfungen im Erdreich als latent erdbebengefährdet. 1999 gab es dort sogar ein Beben, das geringfügig stärker war als die Erdstöße vom Mittwoch. 2005 verursachte ein weiteres Beben Sachschäden in Murcia. Nach ersten Angaben des geologischen Instituts seien die Erschütterungen dieses Mal außergewöhnlich, weil sie sehr nahe unter der Oberfläche aufgetreten seien: Das habe die dramatischen Schäden bewirkt.

Überdies wirkten die Bilder des staatlichen spanischen Senders TVE vom Mittwochabend als augenscheinlicher Beweis dafür, dass mehrere Gebäuden in Lorca gegen mögliche Erschütterungen nicht ansatzweise gewappnet waren. Die Risse, die an Fassaden von relativ modernen Mehrfamilienhäusern zu sehen waren, zogen sich zum Teil über mehrere Meter.

Historische Gebäude beschädigt

Eines der Opfer, eine Frau, wurde von den Trümmern eines eingestürzten, dreistöckigen Neubaus erschlagen. Auch historische Gebäude im Altstadtkern der Stadt waren beschädigt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, vorerst nicht in augenscheinlich beschädigte Gebäude zurückzukehren. Die Polizei kündigte Sondereinsätze an, um mögliche Plünderungen zu vermeiden. An Fernstraßen taten sich an der Fahrbahn und an einigen Brücken Risse auf. An den Ausfallstraßen Lorcas brach der Verkehr teilweise völlig zusammen.

Glück im Unglück hatte ein Team des spanischen Fernsehsenders TVE. Während einer so genannten Live-Schalte stürzte im Rücken des Berichterstatters der Glockenturm einer Kirche aus mehreren Metern Höhe zu Boden. Den TV-Reportern dienten heruntergestürzte Balkons und von Ziegelsteinen begrabene Autos als makabere Kulisse. Die Patienten eines Krankenhauses wurden aus dem Gebäude gebracht, ebenso die Bewohner eines Altenheims. Weitere Gebäude in Lorca waren nicht zugänglich. Die Zeitung La Verdad de Murcia berichtete in ihrer Online-Ausgabe, dass die Behörden befürchteten, dass die Zahl der Todesopfer in der Nacht zum Donnerstag weiter steigen würde.

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