Zehn Fragen zu "Gustav":Groß, gefährlich und nicht allein

Was Gustav so groß machte und was nach ihm noch kommen wird: Ein Experte über die Hurrikans der Karibik.

Er erinnert an den todbringenden Hurrikan Katrina vor drei Jahren: Seit Tagen wütet der Wirbelsturm Gustav in der Karibik. Der Hurrikanexperte des Wetterdienstes meteomedia, Thomas Sävert, hat die zehn wichtigsten Fragen zum Sturm beantwortet:

Zehn Fragen zu "Gustav": Thomas Sävert, Hurrikanexperte des Wetterdienstes meteomedia.

Thomas Sävert, Hurrikanexperte des Wetterdienstes meteomedia.

(Foto: Foto: dpa)

Ist Gustav gefährlicher als "Katrina"?

Nein, das kann man so nicht sagen. Gustav ist ein Hurrikan der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Hurrikanskala und damit auf jeden Fall gefährlich mit einer Sturmflut, heftigen Böen von mehr als 200 Kilometern pro Stunde und heftigen Regenfällen sowie der Gefahr einzelner Tornados. Dennoch war Katrina noch stärker, zeitweise erreichte der Hurrikan im August 2005 sogar die höchste Kategorie 5.

Zwar schwächte sich Katrina kurz vor dem Auftreffen auf die Küste ab; ein bis zu zehn Meter hoher Flutberg schob sich aber gegen die Küste von Louisiana und Mississippi. Ganz so schlimm dürfte es dieses Mal nicht kommen. Sicher ist allerdings noch nicht, ob die Deiche der tief gelegenen Stadt New Orleans halten.

Wie lange noch kann Gustav gefährlich sein?

Gustav trifft heute auf die Küste und zieht dann weiter landeinwärts. Dort schwächt er sich recht schnell ab, bringt aber noch tagelang heftige Regenfälle. Entwarnung kann damit erst in einigen Tagen gegeben werden, wenn sich die Sturmreste über Louisiana und Texas allmählich auflösen.

Warum konnte Gustav so gefährlich werden?

Der Sturm konnte sich zwischen Jamaika und dem Westen Kubas so sehr verstärken, da hier das Wasser mit Temperaturen um 30 Grad sehr warm war. Es lieferte die Energie dafür, dass sich Gustav zeitweise bis zur Kategorie 4 verstärken konnte. Dann zog der Sturm über den Westen Kubas hinweg und schwächte sich ab.

Von dieser Schwächephase konnte sich Gustav dann nicht mehr so recht erholen, sonst hätte sich der Hurrikan über dem warmen Wasser des Golfs von Mexiko erheblich verstärken können.

Was ist nach Gustav noch zu befürchten?

Einiges, die Hurrikansaison ist noch längst nicht vorbei. Vor allem jetzt im September und auch im Oktober sind noch einige Stürme und Hurrikans zu erwarten. Aktuell zieht der schwache tropische Sturm Hanna zu den Bahamas. Auf dem Weg zur US-Ostküste könnte er stärker werden.

Allerdings kann derzeit niemand sagen, ob Hanna noch Hurrikanstärke erreichen wird und wo er auf die Küste treffen könnte. Und auf dem Ostatlantik steht schon das nächste tropische Tief bereit, aus dem ein weiterer Sturm hervorgehen kann. Der nächste Name auf der vorgegebenen Liste ist Ike.

Ist 2008 ein besonders schlimmes Hurrikan-Jahr?

Bisher ist das Jahr 2008 schon recht aktiv mit bisher acht Stürmen, davon drei Hurrikans, von denen schon zwei mindestens die Stufe 3 auf der Hurrikanskala erreicht haben. Im langjährigen Mittel sind etwa elf Stürme, davon sechs leichtere Hurrikans und zwei starke Hurrikans zu erwarten. Es sieht also sehr danach aus, dass diese Zahlen bis zum offiziellen Ende der Hurrikansaison am 30. November deutlich übertroffen werden.

Von der Rekordsaison 2005 sind wir aber weit entfernt. Damals tobten auf dem Nordatlantik insgesamt 28 tropische Stürme, davon 15 Hurrikans mit Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern und mehr.

Lesen Sie weiter, was man unter einem "major hurricane" versteht...

Groß, gefährlich und nicht allein

Was ist ein "major hurricane", von dem das Hurrikan-Zentrum bei Gustav spricht?

"Major Hurricane" ist eine Bezeichnung, die das National Hurricane Center (NHC) in Miami für Hurrikans verwendet, deren maximaler einminütiger Mittelwind mindestens 180 Kilometer pro Stunde erreicht. Dies entspricht Kategorie 3, 4 und 5 auf der Saffir- Simpson-Skala. Der Ausdruck "Starker Hurrikan" ist inoffiziell, wird aber oft in der wissenschaftlichen Literatur verwendet. Er entspricht einem "major Hurricane".

Was ist das Auge eines Hurrikans?

Das "Auge" ist ein nahezu kreisrundes Gebilde mit vergleichsweise schwachen Winden und freundlichem Wetter im Zentrum eines starken tropischen Wirbelsturmes. Hier ist es häufig windstill und nahezu wolkenlos. Auch wenn es in der Mitte der Zirkulation weitgehend windstill ist, so können einzelne Böen weit in das Auge hinein gelangen.

Es fällt wenig bis kein Niederschlag, und manchmal ist der Himmel blau, oder Sterne zeigen sich. Das Auge ist das Gebiet mit dem niedrigsten Luftdruck und den höchsten Temperaturen.

Warum haben tropische Wirbelstürme Namen?

Tropische Wirbelstürme werden benannt, um die Kommunikation zwischen den Meteorologen und der Öffentlichkeit zu verbessern und die Vorhersagen und Warnungen zu vereinfachen. Weil ein Sturm häufig eine Woche oder länger unterwegs ist und mehr als ein Sturm zur selben Zeit auftreten kann, verringern die Namen die Verwirrung darüber, welcher Sturm gerade gemeint ist.

Zum ersten Mal wurde ein tropischer Wirbelsturm von einen australischen Meteorologen Anfang des vergangenen Jahrhunderts benannt. Er gab den Stürmen Namen von Politikern, die er nicht mochte.

Wie bekam Gustav seinen Namen?

Der Name Gustav wurde der für sechs Jahre im Voraus vorgegebenen Liste entnommen, vergeben werden die Namen vom NHC, sobald ein tropisches Wettersystem Sturmstärke erreicht und weitere Kriterien erfüllt.

Welche Namen wurden ausgemustert und warum?

Auf dem Atlantik werden Namen tropischer Wirbelstürme ausgemustert (werden also nicht mehr für neue Stürme verwendet), wenn sie außergewöhnliche Schäden anrichten oder viele Tote fordern. Dies wird so gemacht, damit historische, bekannte Stürme aus der Vergangenheit nicht mit aktuellen Stürmen auf dem Atlantik verwechselt werden. Aus der Hurrikanliste des Jahres 2007 wurden zum Beispiel drei Namen ausgemustert: Dean, Felix und Noel.

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