Zehn Fragen an den Winter:Wann machst du dem Frühling Platz?

Rekordverdächtig trübe ist dieser Winter seit geraumer Zeit. Er scheint gar nicht mehr enden zu wollen. Wann haut er endlich ab? Macht er uns krank? Und was bedeutet das Dauerweiß für Mensch, Natur - und überhaupt?

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Schnee

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Rekordverdächtig trübe ist dieser Winter und er scheint gar nicht mehr enden zu wollen. Wann haut er endlich ab? Macht er uns krank? Und was bedeutet das Dauerweiß für Mensch, Natur - und für die Wirtschaft?

Winter, bist du wirklich so lang und dunkel, wie alle sagen?

Tatsächlich handelt es sich dabei um den trübsten Winter seit 40 Jahren. Gemessen an der Zahl der Stunden, an denen die Sonne die Wolkendecke durchdringen konnte, ist dies der dunkelste Winter der vergangenen vier Dekaden. Aufregung wäre dennoch überzogen - immerhin sind 40 Jahre in der Meteorologie eine sehr kurze Zeit und Temperaturschwankungen über die Jahre hinweg ganz normal. Außerdem hatten wir ja Heiligabend 22 Grad in München. Plus.

Gibt es gar keinen Schnee, machen sich viele Menschen Sorgen über globale Erwärmung, gibt es einen trüben Bilderbuch-Winter mit viel Niederschlag, ist dies für viele ebenfalls besorgniserregend. Nicht so für die Meteorologen: Für sie ist dieser Winter nichts Besonderes.

Kati Derler

Die vergoldete Fama kämpft auf der Kuppel der Akademie in Dresden gegen den Nebel an.

Eiszapfen

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Winter, wann machst du endlich dem Frühling Platz?

Leider sind Prognosen über mehr als ein paar Tage nicht mehr als Spekulationen, der Frühling steht aber - jahreszeitbedingt - bevor. Die Sonne wird langsam stärker und die Wolkenlücken damit größer, folglich wird die Temperatur langsam ansteigen. Zum Wochenende erwarten Meteorologen schon teilweise etwa sechs bis sieben Grad in Deutschland, da ein Hoch von Norden her im Anmarsch ist.

Der Frühling wird sich dennoch ein wenig gedulden müssen: Vor allem im Süden. Dort bleibt es auch am Wochenende noch kalt. Küstengebiete und das Alpenumland können als Erste mit etwas Wärme und Sonnenstrahlen rechnen.

Kati Derler

An diesem Hause bei Oberstdorf in Bayern wachsen und wachsen die Eiszapfen. 

Winterlicher Sonnenaufgang im Harz

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Winter, geht dir nicht irgendwann der Schnee aus?

Schneefall entsteht, genau wie Regen, durch angefeuchtete Luft. Aktuell dreht sich ein Luftzyklus vom Mittelmeer aus gegen den Uhrzeigersinn in unsere Richtung und transportiert jene feuchte Meeresluft in Richtung Deutschland.

Auf dem Weg Richtung Norden kühlt diese Luft langsam und bildet je nach Temperatur entweder Regentropfen oder Schneeflocken. Solange der besagte Luftwirbel aktiv ist und die Temperaturen kalt sind, kann also unbegrenzt Schnee fallen.

Kati Derler

Über dem Brocken, dem höchsten Berg im Harz, geht die Sonne auf.

Surfer auf der Eisbachdauerwelle

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Winter, verstärkt dich der Klimawandel?

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen und hat mit dem trüben Winter in Deutschland kaum etwas zu tun. Das Jahr 2012 war zwar zum Beispiel weltweit das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, auch das ist aber nur ein Gesamtwert.

Europa ist nur ein kleiner Teil der Erdkugel: Die Rekordtemperaturen, die Schlagzeilen gemacht haben, wurden auf Grönland oder etwa in Australien gemessen. Nimmt man einen europäischen Mittelwert - zum Beispiel jenen aus den Jahren 1960 bis 1990 -, dann gibt es zum diesjährigen Winter keine Abweichung. Wenn es im europäischen Mittel diesen Winter durchschnittlich zwei Grad warm ist und manche Gegenden mit sechs Grad überdurchschnittlich hohe Temperaturen messen, dann muss es eben auch irgendwo deutlich kälter sein.

Kati Derler

Auf der Eisbachwelle im Englischen Garten surft ein Hartgesottener bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Schnee

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Winter, wo verschonst du uns?

In Europa ist es momentan besonders schwierig, ein warmes Plätzchen zu finden, denn die Tiefdruckgebiete haben sich relativ gleichmäßig verteilt. Sogar in Italien herrscht gerade nicht nur ein politisches, sondern auch ein meteorologisches Tief: Dort ist das Wetter gerade sehr wechselhaft. Im südlichen Spanien dafür oder aber in der Türkei sieht es ein wenig besser aus. Wem 20°C nicht genug sind, muss aber wohl vorerst den Kontinent verlassen.

Kati Derler

Ein Langläufer nimmt den kürzesten Weg über die Elbwiesen in Dresden.

Baum auf verschneitem Acker

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Winter, warum machst du uns so traurig und müde?

Antriebslos, müde, schlecht gelaunt. Solche Stimmungen sind gegen Ende des Winters nicht selten. Hauptgrund ist ein Mangel an Tageslicht. Das hemmt die Produktion des Hormons Serotonin, das munter macht und die Stimmung aufhellt. Gleichzeitig schüttet der Körper bei Lichtmangel zu viel von dem Schlafhormon Melatonin aus - Müdigkeit ist die Folge.

Abhilfe ist leicht: Trotz miesen Wetters hinaus ins Freie. Selbst bei grauem Himmel erhält der Körper dann so viel Tageslicht, dass er ein bisschen munterer wird. Bewegung an der frischen Luft regt zudem den Kreislauf an, auch dies wirkt belebend. Letztlich kann es auch helfen, sich bewusst zu machen, dass solche Stimmungen normal sind. Sie bedeuten nicht, dass die Betroffenen an einer schweren Depression erkrankt sind. Ist das der Fall kommen in aller Regel weitere Symptome hinzu: Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und die Unfähigkeit, Gefühle zu erleben. Der harmlose Winterblues dagegen verfliegt in der Regel, sobald die ersten Sonnenstrahlen auftauchen.

Berit Uhlmann

Dieser Acker bei Burgdorf in Niedersachen wartet auch auf den Frühling. 

Winterwetter in NRW

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Winter, machst du uns krank?

Wer sich im Büro und Freundeskreis umsieht, wird diese Frage sicher ohne zu zögern mit Ja beantworten. Überall schniefen und husten die Mitmenschen. Dazu passt die Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI): Die jährliche Grippewelle hat wahrscheinlich gerade ihren Höhepunkt erreicht. Mehr als 21.000 Menschen sind seit Beginn der kalten Jahreszeit an der Influenza erkrankt. Das ist nicht wenig, aber auch keine sensationell hohe Rate. Laut Google-Grippe-Trends, einer Statistik, die auf Suchanfragen beruht und häufig schneller ist als das Meldesystem des RKI, flaut die Grippewelle bereits ganz leicht ab.

Ohnehin hat das Wetter keinen so großen Einfluss auf die Entstehung von Grippe und Erkältung, wie häufig angenommen wird. So löst Kälte selbst keine Erkältung aus. Miese Witterung begünstigt die Entstehung von Atemwegserkrankungen eher dadurch, dass sich Menschen dann häufiger in sehr warmen, schlecht gelüfteten Zimmern zusammendrängen. Sie bieten den Viren damit optimale Bedingungen zu gedeihen und verbreitet zu werden. Schützen kann man sich am besten, indem man den engen Kontakt zu Kranken meidet und sich etwas häufiger die Hände gründlich wäscht.

Berit Uhlmann

Diese Skulptur in Düsseldorf scheint sich auch einen Husten eingefangen zu haben. 

Wildschweine im Winter

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Winter, wie wirkst du dich auf Tiere und Pflanzen aus?

Während sich die meisten Menschen wie fast jedes Jahr im Februar über die Länge und Härte des aktuellen Winters beschweren, sehen Tiere und Pflanzen bislang keinen Grund zur Aufregung. Erst anhaltende Minustemperaturen und eine geschlossene Schneedecke von Anfang Dezember bis Mitte März würden ihnen laut Kai Frobel vom Bund Naturschutz zu schaffen machen. Bleibt diese Extremsituation aus, können sich Flora und Fauna recht gut an die äußeren Bedingungen anpassen.

Auch der Mangel an Sonnenlicht macht ihnen nicht zu schaffen, da sich ihre Organismen vor allem an der Tageslänge orientieren. Es geht ihnen also darum, wann es hell und wieder dunkel wird - und nicht darum, ob es die Sonne tatsächlich schafft, sich einen Weg durch die Wolkendecke zu bahnen. Viel schlimmer als wochenlanges Wintergrau und anhaltender Schneefall ist es, wenn auf eine kurze Wärmeperiode wieder starker Frost folgt - und die eben ausgetriebenen Pflanzen von der Kälte überrascht werden.

Felicitas Kock

Dieses Wildschwein scheint in seinem Stuttgarter Gehege durchaus seine Freude an der Witterung zu haben. 

Flugzeugenteisung in München

Quelle: dpa

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Winter, schadest du der Wirtschaft?

Niemand arbeitet gerne in der Kälte. Auch Bauarbeiter und Bauern nicht - die können aber gar nicht, selbst, wenn sie wollten. Viele Betriebe verkleinern im Winter wegen natürlicher Gegebenheiten ihre Mitarbeiterzahlen, weil auf dem Feld nichts wächst oder der Beton sich bei Minusgraden schlecht mischen lässt. Experten sprechen auch von "saisonalen Schwankungen".

Diese kommen aber nicht nur durch die Angebotsseite zustande, weil Bauarbeiter und Bauer nicht arbeiten können, sondern auch durch eine geringere Nachfrage: Nur wenige bauen ihr Haus oder ihre Garage im Winter.

Artur Lebedew

Flugzeuge auf dem Münchner Flughafen müssen enteist werden, bevor sie abheben können.

Winterwetter auf dem Feldberg

Quelle: dpa

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Winter, warum sollten wir dich trotzdem mögen?

Schmutziger brauner Matsch auf der Straße, dicker grauer Nebel in der Luft: Selber schuld, wer den Winter in der Stadt verbringt. Denn die Neuschneemassen zwingen ja schon fast zum Skifahren, Snowboarden, Langlaufen oder Schlittenfahren.

Und da hat man als Münchner einen Riesenvorteil, die Stadt ist umzingelt von Pisten. Mit der Bahn kommt man hin und zurück, so dass niemand auf Jagatee oder Glühwein verzichten muss. Auch die Fahrt in größere Skigebiete lohnt sich für einen Tag. Sind die Gipfel hoch genug, steigen sogar die Chancen auf Sonnenschein - für die Winterdepression bleibt weder auf der Panoramaterrasse noch im Sessellift genug Platz.

Ingrid Fuchs

Auch auf dem Feldberg im Schwarzwald liegt mehr als genug Schnee zum Skifahren. 

© Süddeutsche.de/infu/feko/ber/kad/ale/leja/lala
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