Japan: Vom Glücksspieler zum Klavierwunder

"La Campanella" von Franz Liszt ist berüchtigt für seine Stakkato-Sprünge. Und ausgerechnet ein Algenbauer, der nicht mal Noten lesen kann, will so etwas spielen können?

(Foto: Privat/SZ-Grafik)

Mit 51 Jahren beschließt der Algenbauer Yoshiaki Tokunaga, dass es Zeitverschwendung ist, sein Geld in der Spielhalle zu verjubeln. Er beginnt, Klavier zu spielen - und wird berühmt. Eine Geschichte darüber, dass es nie zu spät für etwas Neues ist.

Chieko Tokunaga mochte Yoshiakis Spiele nicht. Sie ist Klavierlehrerin, eine feingliedrige Frau, die klassische Musik liebt. Yoshiaki hingegen, ihr Mann, ein Algenbauer mit kräftigen Händen, mochte japanische Schlager und verbrachte viel Zeit im Lärm der Pachinko-Spielhallen von Saga im Westen der japanischen Südinsel Kyushu. Er verlor dort auch Geld, aber Chieko sagte nichts. Es ist eine harte Arbeit, die Algen anzubauen, aus denen die getrockneten Blätter für Sushi und andere japanische Gerichte werden. "Deshalb dachte ich: Kann man nicht ändern", erzählt sie.