Wulff-Saga:Happy End in Hannover

Wulff-Saga: Sie wohnen wieder zusammen, weitere Fragen sind erst mal nicht zugelassen: Bettina Wulff, 41, und Christian Wulff, 55.

Sie wohnen wieder zusammen, weitere Fragen sind erst mal nicht zugelassen: Bettina Wulff, 41, und Christian Wulff, 55.

(Foto: Getty/SZ)

Christian und Bettina Wulff gelingt, was die wenigsten Paare schaffen: Nach zwei Jahren Trennung und eingereichter Scheidung sind sie wieder ein Paar. Weitere Fragen? Ab sofort unerwünscht.

Von Christian Mayer

"Birdman" ist eine Komödie über einen gefallenen Hollywood-Star, der am Broadway zu einem letzten Höhenflug ansetzt - eine Geschichte über die Vergänglichkeit des Ruhms, über die Kunst, im Scheitern Größe zu zeigen. Viele Zuschauer haben sich von dem Film mit Michael Keaton berühren lassen. "Birdman" lief auch im Astor Grand Cinema in Hannover, und Mitte März kamen dort auch Christian und Bettina Wulff ins Kino. Nach Angaben von Beobachtern wirkten die beiden erstaunlich fröhlich, obwohl in den Blättern, die immer alles wissen, doch von der unmittelbar bevorstehenden Scheidung die Rede war.

Wie schön, dass das Leben noch unberechenbarer ist als die irrste Komödie. Statt der Scheidung steht bei den Wulffs jetzt die Wiedervereinigung an, ganz ohne Spekulationen übrigens. Am Mittwochmorgen teilte der Rechtsanwalt des früheren Bundespräsidenten knapp und kühl mit: "Es ist zutreffend, dass Bettina und Christian Wulff wieder zusammenleben." Weitere Fragen sind nicht zugelassen; die Wulffs sind darum bemüht, weitere "Übergriffe" von Fotografen und Reportern abzuwehren. Sie bitten mit Nachdruck darum, "die ihrer Familie zustehende Privatsphäre zu respektieren".

Anfang 2013 war die Beziehung der beiden mit großem Mediengetöse zu Ende gegangen, es war das Scheitern einer Beziehung, bei der viele glaubten, noch besser Bescheid zu wissen als das Paar selbst. 2006 hatte die Pressereferentin Bettina Körner den CDU-Politiker, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, kennengelernt, 2008 fand die Hochzeit statt, im Sommer 2010 stand der Umzugstransporter vor der Tür, denn Christian Wulff trat sein Amt als Bundespräsident an.

Daraufhin spielte erstmals ein zweijähriger Präsidentensohn im Schloss Bellevue - im Boulevard galten die Wulffs als oberstes Glamourpaar der Republik, die strahlende junge First Lady erlebte einen kurzen Frühling als Stilikone. Das abrupte Ende des Ganzen ist schon wieder Zeitgeschichte: die Vorwürfe gegen Christian Wulff wegen angeblicher Vorteilsnahme während seiner Zeit als Ministerpräsident, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, der Rücktritt des Präsidenten im Februar 2012, der Freispruch des Landgerichts Hannover im Februar 2014.

Die Wulffs haben wohl ein paar Dinge richtig gemacht, als sie schon abgeschrieben waren

Die nervliche Dauerbelastung hatte Spuren hinterlassen, Christian und Bettina Wulff schrieben beide Bücher, in denen sie sich bitter über die Häme und die Nachstellungen durch die Medien beklagten. Zuletzt schlug das Pendel um, Wulff gilt als rehabilitiert: Der frühere Bundespräsident nimmt wieder repräsentative Termine wahr, auch im Auftrag der Bundesregierung, die er im Januar bei der Trauerfeier für den saudischen König Abdullah vertrat. Bundeskanzlerin Angela Merkel, das ist kein Geheimnis, schätzt den Mann aus Hannover.

Nun gibt es, als neueste Wendung in der unendlichen Wulff-Saga, auch privat eine zweite Chance. Dass ein Paar, das sich bereits mitten im Scheidungsprozess befindet, einen Rückzieher macht und sich zusammenrauft, kommt selten vor. "So etwas funktioniert in der Regel nur, wenn die Eheleute bei der Trennung nicht komplett aufeinander eingedroschen haben", sagt Peter Finger, Anwalt für Familienrecht in Frankfurt. Häufig sei aber das Gegenteil der Fall, der von den Anwälten oft recht scharf formulierte Scheidungsantrag wirke zusätzlich zerstörerisch, hinzu kämen regelmäßig erbitterte Gefechte um Unterhaltszahlungen und um das Sorgerecht.

Die Münchner Anwältin Friederike Kager sieht es ähnlich: "Einen Fall wie bei den Wulffs erlebt man vielleicht bei jeder hundertsten Scheidung - das hängt auch davon ab, ob die Anwälte Öl ins Feuer gießen oder eher moderieren. Da kann man schon bei der Erstberatung die Weichen stellen." Was dabei hilft, damit ein Paar noch mal die Kurve kriegt? "Die müssen erst mal Abstand voneinander gewinnen und sich jeder für sich bewusst werden, was schiefgelaufen ist - das kann beim Neuanfang helfen", sagt Anwalt Peter Finger.

Die Wulffs haben wohl ein paar Dinge richtig gemacht, als sie schon abgeschrieben waren. Deshalb können sie noch einmal anfangen. Gerne auch mal ohne Kameras.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: