Wrackteil-Fund auf La Réunion:"Alle wollten auch ein Stück vom Flugzeug finden"

Wrackteil eiens Flugzeugs auf La Réunion

Eines der berühmten Fotos von La Réunion: Am 29. Juli wird das gefundene Wrackteil auf der Insel gefunden.

(Foto: AFP)

Seine Bilder gingen um die Welt: Der Journalist Yannick Pitou war einer der ersten an der Fundstelle des mutmaßlichen MH370-Wrackteils auf La Réunion. Im Gespräch mit SZ.de berichtet er über die Situation auf der Insel.

Von Felicitas Kock

Yannick Pitou wurde auf La Réunion geboren. Er lebt mit seiner Frau zusammen an der Ostküste der Insel und arbeitet seit sechs Jahren als Journalist für die Radiostation RTL Réunion. Der 29-Jährige war als einer der ersten am Fundort des Wrackteils.

SZ.de: Herr Pitou, wo waren Sie, als Sie erfahren haben, dass an der Küste ein Flugzeugteil angeschwemmt wurde?

Yannick Pitou: Ich war noch zuhause in Sainte-Suzanne. Das ist der Nachbarbezirk von Saint-André, wo das Steuerruder gefunden wurde. Ich habe im Radio von dem Fund gehört und bin sofort zum Strand gefahren. Dort habe ich dann ein paar Bilder gemacht - ich bin schließlich Journalist. Fünf von ihnen verbreiteten sich rasend schnell in den Medien auf der ganzen Welt.

Haben Sie denn gleich geahnt, dass das Teil, das da angespült wurde, von der vermissten Malaysia-Airlines-Maschine stammen könnte?

Ganz ehrlich, am Anfang wusste niemand so recht, was das ist. Schon gar nicht, ob es sich um ein Teil von einem kleinen oder einem größeren Flugzeug handelt. Ein paar andere Journalisten und Spaziergänger haben ziemlich schnell die Vermutung angestellt, dass es einen Zusammenhang mit MH370 geben könnte. Ich habe bei den Behörden angerufen, weil ich einen Bericht für das Radio machen wollte. Aber so früh wollte sich noch niemand zu dem Fundstück äußern.

Was passierte, als die Nachricht über das Flugzeugteil die Runde machte?

Wir sind eine kleine Insel, neue Nachrichten verbreiten sich schnell, innerhalb kürzester Zeit wissen alle Bescheid. Deshalb war der Strand auch bald voller Leute. Ein paar Tage lang sind alle die Küste auf und ab gelaufen und wollten auch ein Stück vom Flugzeug finden. Leider ohne Erfolg.

Es gibt auch eine professionelle Suchaktion.

Ja. Die französische Regierung hat entschieden, dass die Küste zu Land, zu Wasser und aus der Luft nach weiteren Flugzeugteilen abgesucht werden soll. Die Malaysier haben ebenfalls ein kleines Expertenteam geschickt. Außerdem wird die Stadt Saint-André am kommenden Montag eine eigene Suchaktion starten.

Denken Sie denn, dass noch weitere Teile angeschwemmt werden?

Es kann schon sein, dass noch ein paar Flugzeugteile die Insel erreichen, aber ich denke, das wird nicht sofort passieren. In ein paar Wochen oder Monaten vielleicht.

Es gibt also gerade nicht viel zu sehen auf La Réunion. Trotzdem haben ein paar Angehörige von Passagieren und Crewmitgliedern jetzt gefordert, auf die Insel gebracht zu werden. Was halten Sie davon?

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass hier bald neue Wrackteile angespült werden. Aber La Réunion würde sich freuen, die Familien zu empfangen. Warum nicht, wenn es ihnen vielleicht hilft? Wir werden hier auch bald eine Stehle aufstellen, die an die Menschen an Bord der verschwundenen Maschine erinnern soll.

Auf einmal blickt die ganze Welt nach La Réunion. Wie fühlt sich das eigentlich an?

Am bekanntesten dürfte wohl Johnny Bègue geworden sein. Er gehört zu den Leuten, die den Strand reinigen - und er hat das Wrackteil entdeckt. Dass La Réunion plötzlich so wichtig ist, ist natürlich ungewohnt. Die Insel hat es aber verdient, auf der ganzen Welt bekannt zu sein, sie ist wunderschön. Nur schade, dass sie aus so einem traurigen Anlass so berühmt geworden ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: