Ein Anruf bei ...:... Sophie Scott, die weiß, wie schlechte Witze zünden

Ein Anruf bei ...: Gelächter faszinierte die britische Neurowissenschaftlerin Sophie Scott schon als Kind. Sie erinnert sich an einen Vorfall, als ihre Eltern sich gar auf dem Boden wälzten. Es ging um ein Lied über Schilder in Zugtoiletten.

Gelächter faszinierte die britische Neurowissenschaftlerin Sophie Scott schon als Kind. Sie erinnert sich an einen Vorfall, als ihre Eltern sich gar auf dem Boden wälzten. Es ging um ein Lied über Schilder in Zugtoiletten.

(Foto: Paul Wilkinson/Royal Institution)

Forscher um die Neurowissenschaftlerin haben herausgefunden, dass maue Witze durch ein technisches Hilfsmittel lustiger werden.

Interview von Moritz Geier

Sitcoms und Comedy-Shows verwenden eingespielte Lacher seit jeher, um Pointen zu akzentuieren. Forscher um die Neurowissenschaftlerin Sophie Scott vom University College London haben nun herausgefunden, dass maue Witze dadurch - gefühlt - tatsächlich witziger werden.

SZ: Frau Scott, warum fürchtet sich die Sechs vor der Sieben, why is six afraid of seven?

Sophie Scott: Oh, warten Sie, gleich hab ich's ... Because seven ate nine!

Gibt es noch Witze, die Sie nicht kennen? Okay, Sie sind dran.

Was ist braun und klingt wie eine Glocke? Dunnnngggg.

Ha! Aber nun wirklich zu Ihrer Studie, Frau Scott. Sie stellen ja die These auf, dass Sie mein Lachen leicht hätten verstärken können.

Ja, und zwar wenn ich nach dem Witz Gelächter ins Telefon eingespielt hätte. Lachen beeinflusst, wie witzig Menschen einen Witz finden - ganz egal wie lustig oder unlustig der Witz ist.

Wirklich ein Herdentier, der Mensch.

Ja, gewissermaßen. Lachen ist ein sehr soziales Verhalten. Wir lernen das erst im Laufe unseres Lebens, uns von Lachen anstecken zu lassen. Wir haben die Probanden übrigens mit zwei verschiedenen Arten von Lachen konfrontiert.

Welchen denn?

Spontanem Lachen, das ist, wenn man absolut nicht aufhören kann; und Konversationslachen, das ist viel kürzer, man lacht, wenn ein Freund einen mittelmäßigen Witz erzählt, weil man den Freund mag, nicht den Witz. Das Ergebnis: Je spontaner und intensiver das eingespielte Gelächter war, das die Probanden zu einer Pointe hörten, desto witziger fanden sie den Witz.

Warum ist das so?

Das wissen wir leider noch nicht genau. Was wir aber wissen: Unser Gehirn versucht immer, ein Lachen zu verstehen. Sogar wenn man eigentlich gar nicht hinhört. Das Gehirn versucht, das Lachen mit etwas zu assoziieren, im Falle unserer Studie mit dem Witz - obwohl dieser gar nichts mit dem Gelächter zu tun hat.

Ein Ansteckungseffekt also.

Ich glaube, dass das eigene Lachen eine implizite Geste ist, man billigt, dass einem anderen der Witz gefällt. Obwohl man es gar nicht will, obwohl man den Witz gar nicht lustig fand. Wir haben ja bewusst schreckliche Witze ausgesucht.

Das muss lustig gewesen sein.

Oh, meine Doktorandin hat das gemacht, sie hat tolle Witze gefunden - also richtig schlechte natürlich. In den USA werden diese Witze "Dad Jokes" genannt: Simple Witze, die so schlecht sind, dass man sie genau deswegen schon wieder lustig findet.

Noch ein Beispiel, bitte.

What's orange and sounds like a parrot? A carrot, das bringt mich selbst zum Lachen!

Ich lache wirklich nur mit, weil Sie lachen. Ihre Studie dürfte vor allem für Comedians interessant sein, oder?

Ein Kollege, der Comedian ist, war gar nicht überrascht. Er hat aber etwas Interessantes gesagt: Wenn er höre, dass das Publikum nach einem Witz lache, was abhängig von den Bühnengegebenheiten nicht immer möglich sei, dann mache es ihn selbst wiederum witziger. Das zeigt, dass sogar Comedy viel mit sozialem Verhalten zu tun hat. Lachen ist etwas Interaktives.

Was hat Lachen denn überhaupt noch mit der Witzigkeit eines Witzes zu tun?

Studien zeigen, dass es 30 Mal wahrscheinlicher ist, dass wir lachen, wenn andere Menschen bei uns sind, als wenn wir alleine sind. Das ist auch der Grund, warum Stand-up-Comedians nie vor einem Publikum auftreten würden, das nur aus einer Person besteht.

Zur SZ-Startseite

Diebstahl eines Ferraris
:"Ich bin froh, dass der Dieb vorsichtig mit dem Wagen umgegangen ist"

Ein Ferrari 288 GTO, der dem ehemaligen Formel-1-Piloten Eddie Irvine gehörte, wurde Oldtimer-Händler Bernhard Kerkloh während einer Probefahrt gestohlen. Was war da los? Ein Anruf in Düsseldorf.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: