SZ-Kolumne "Bester Dinge":Bitte was?

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(Foto: imago stock&people)

Wissenschaftssprache ist zu kompliziert für Laien? Für Wissenschaftler offenbar auch.

Von Veronika Wulf

Der Mensch spricht, um verstanden zu werden. Manchmal will er aber nicht von allen verstanden werden. Wenn der 13-Jährige zu seinem Kumpel sagt: "Wilde Einser, Digga, lass mal flexen gehen", dann ist es ihm vermutlich recht, wenn seine Mutter denkt, es gehe um Schulnoten und nicht um Sneaker, mit denen er angeben will. Eh "cringe, die Alte".

Wissenschaftssprache, hat man das Gefühl, gibt sich auch viel Mühe, von Fachfremden nicht verstanden zu werden. Bei manchen Professoren geisteswissenschaftlicher Fächer kann man in der Hausarbeit sehr sicher mit einer besseren Note rechnen, wenn man mit Fachbegriffen protzt, Sätze unnötig kompliziert verschachtelt und Angeber-Adjektive wie "pe­ku­ni­är" und "neuralgisch" einstreut. Inhaltlich sollte man immer auf etwas "rekurrieren", das sich zum Gesagten "antagonistisch" oder "kongruent" verhält - eins von beiden passt eigentlich immer. Auch bei Uni-Referaten ist die Fachbegriffdichte oft hoch und jedes "respektive" soll darüber hinwegtäuschen, dass man eigentlich gar nicht versteht, wovon man da spricht.

Dieses Problem ist offenbar nicht auf Bachelorstudierende im ersten Semester beschränkt. Eine Studie des Nationalen Forschungsrats Italiens, die im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht wurde, hat nun ergeben: Wissenschaftssprache schreckt auch Wissenschaftler ab. Mehr als 21 000 Fachartikel zur Höhlenforschung haben die Forscher untersucht und festgestellt: Andere Wissenschaftler zitierten seltener aus Beiträgen mit viel Fachjargon in Titel und Abstract. Vielleicht wollten sie lieber selber mit Fremdwörtern protzen.

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