Zyklon "Idai" in Ostafrika:Hilfsorganisationen befürchten Langzeitkrise

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Mosambik: Eine Frau steht nach dem Sturm "Idai" mit einem Baby zwischen Trümmerteilen und umgekippten Bäumen. (Foto: Josh Estey/Care/dpa)
  • Da weite Teile der vom Wirbelsturm "Idai" betroffenen Länder von der Außenwelt abgeschnitten sind, ist das ganze Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar.
  • Klar ist: Die Lage im südlichen Afrika wird durch anhaltenden Regen immer dramatischer.
  • Weil Ernten und Saatgut in Massen zerstört wurden, könnten Nahrungsmittelengpässe auch in absehbarer Zukunft das Leben der betroffenen Menschen bestimmen.

Eine Woche nach dem Tropensturm Idai im südlichen Afrika wird die Lage wegen anhaltender Regenfälle immer dramatischer. Nach Angben von Helfern sind in Mosambik, Simbabwe und Malawi inzwischen mindestens 2,6 Millionen Menschen von den Folgen des Zyklons betroffen. Der Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Herve Verhoosel, sagte, in der Schneise des Wirbelsturms hätten 1,7 Millionen Menschen gelebt. Mosambiks Regierung teilte mit, es könne mindestens 1000 Tote geben. Helfer rechnen damit, dass Idai 400 000 Menschen zeitweise obdachlos gemacht hat. Da weite Teile des Landes von der Außenwelt abgeschnitten sind, ist das ganze Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar.

In einigen Gebieten stehe das Wasser bis zu acht Meter hoch, melden Hilfsorganisationen. Mehrere Staudämme in Mosambik und Simbabwe drohen der Kinderhilfsorganisation World Vision zufolge zu bersten, die Aufnahmekapazität sei erschöpft. In der Region Buzi nahe der schwer betroffenen Stadt Beira habe sich ein 125 Kilometer langer und elf Meter tiefer See gebildet, sagte Pedro Matos, der Nothilfekoordinator des WFP in Mosambik. In dem Gebiet lebten demnach Hunderttausende Menschen. "Entweder sie konnten fliehen oder es gibt dort eine sehr hohe Opferzahl", sagte Matos.

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Mosambik und angrenzende Staaten trauern nach einem Wirbelsturm um Hunderte Tote, 400 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bilder aus den Katastrophengebieten offenbaren die Verwüstung.

Die Regierung Mosambiks hat zum ersten Mal seit der Unabhängigkeitserklärung 1975 den Notstand ausgerufen. Dem WFP zufolge harren viele Menschen in den Überschwemmungsgebieten immer noch auf Bäumen und Dächern aus.

Der Zyklon Idai mit einer Stärke zwischen zwei und drei war in der Nacht zum vergangenen Freitag mit Windböen von bis zu 175 Stundenkilometern vom Indischen Ozean auf die Küste von Mosambik getroffen. Der Sturm brachte Südostafrika die schlimmsten Überschwemmungen der vergangenen 20 Jahre. In der verwüsteten 500.000-Einwohner-Metropole Beira sitzen derzeit Helfer mehrerer Organisationen fest, wie die Entwicklungsorganisation Oxfam mitteilte.

Auch in andere Katastrophengebiete gestaltet sich der Zugang teilweise äußert schwierig. Im Simbabwe sind laut Oxfam Straßen unpassierbar, Rettungshubschrauber müssen wegen des schlechten Wetters am Boden bleiben. Selbst Armee-Einheiten hätten manche Gegenden nur zu Fuß erreichen können. Vielen Menschen fehlt den Angaben zufolge der Zugang zu sauberem Trinkwasser, es droht die Ausbreitung von Seuchen. Ein weiteres Problem seien rasant steigende Lebensmittelpreise. Weil Sturm und Regen Ernten und Saatgut in Massen zerstört hätten, würden Nahrungsmittelengpässe auch in absehbarer Zukunft das Leben der Menschen im südlichen Afrika bestimmen, warnte der Nothilfe-Koordinator von Care, Wolfgang Tyderle, im Deutschlandfunk. "Das ist eine Langzeitkrise, die da auf uns zukommt."

Die Welthungerhilfe zeigte sich unterdessen hochgradig besorgt über die Situation in Malawi. Dort hätten starke Regenfälle bereits Anfang März zu Überschwemmungen geführt, von denen Hunderttausende Menschen betroffen seien. Das Land leide ohnehin schon massiv an den Folgen des Klimawandels, vor allem unter Dürren und Überschwemmungen.

© SZ.de/kna/dpa/ick - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Tobias Kühn

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