Winterwetter:Tief "Andreas" bringt Glätte statt Frühlingsgefühle

Staus, Unfälle, Zugausfälle: Frost und Schneefall haben in Norddeutschland ein Verkehrschaos ausgelöst. Zum kalendarischen Frühjahrsanfang bringt Tief "Andreas" weiter winterliches Wetter - nicht nur nach Deutschland.

Nur noch zwei Mal schlafen, dann beginnt der Frühling. Blumen sprießen, Vögel zwitschern, die Zoos sind voller niedlicher Tierbabys. So weit die Theorie. Die Praxis heißt Andreas und sieht anders aus: Das Tief über den britischen Inseln bringt Minusgrade, Schnee, Glätteunfälle. Der Winter bleibt hart. In den kommenden Tagen soll es nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) weiter regnen und schneien.

"Alle warten auf den Frühling - und stattdessen ist da Andreas", sagte eine Expertin des DWD. Das Tief soll bis mindestens Mitte der Woche ungemütliches Wetter bringen; für den Norden ist die Rede von "Unwetterpotenzial". Am Montagmorgen hat Andreas diese Drohung bereits wahr gemacht.

Starker Schneefall löste Norddeutschland ein Verkehrschaos aus. Viele Lastwagenfahrer verloren die Kontrolle über ihre Fahrzeuge, die sich quer stellten und die Straße blockierten. Auf fast allen Autobahnen im Norden staute sich der Verkehr.

In Hamburg war der Winterdienst im Großeinsatz. Doch wer versuchte, vom Chaos auf der Straße auf die Schiene auszuweichen, war ebenfalls schlecht beraten. Nicht nur wegen der Warnstreiks In Kiel und Hamburg fielen auch aufgrund des Wetters einige Fernzüge aus, viele Regionalzüge fuhren nur verspätet.

Vollsperrungen in Norddeutschland

Die Polizei Lüneburg berichtete am Morgen von mindestens acht querstehenden Transportern. So war die Autobahn 7 in Richtung Hannover zwischen Bispingen und Evendorf zeitweilig voll gesperrt, weil dort drei Lastzüge die Straße versperrten. Ein Lastwagen hatte sich auf schneeglatter Straße auf der A39 bei Lüneburg quergestellt. Auch diese Autobahn wurde voll gesperrt.

Bei einem Unfall auf eisglatter Fahrbahn der Autobahn 19 bei Glasewitz in Mecklenburg-Vorpommern wurden ein Polizist und eine Helferin schwer verletzt. Sie hatten zwei Autofahrern beistehen wollen, die sich mit ihrem Wagen überschlagen und dabei ebenfalls schwere Verletzungen erlitten hatten. Ein nachfolgender Autofahrer krachte in die Unfallstelle und verletzte die beiden Helfer schwer.

Auf Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt waren am Sonntag wegen Schnees und Eis 92 der planmäßig 1240 Flüge ausgefallen. Andere Verbindungen verspäteten sich. Die Maschinen wurden vor jedem Start enteist. Am Morgen hatte es geschneit, die Start- und Landebahnen mussten geräumt werden. Die Flughafenbetreiber appellierten an Reisende, sich vorab zu informieren. Am frühen Abend entspannte sich die Lage. "Es gibt keine Ausfälle mehr und nur noch geringfügige Verzögerungen", sagte ein Flughafen-Sprecher.

Auch anderswo in Europa will der Winter partout nicht weichen. Im italienischen Genua wurde wegen einer Unwetterwarnung mit Schnee das für Sonntagabend geplante Fußballspiel Sampdoria Genua - Inter Mailand verschoben. Der Radsport-Frühjahrsklassiker von Mailan nach San Remo wurde wegen widriger Witterung um 43 Kilometer auf 255 Kilometer verkürzt. Die Organisatoren entschlossen sich, die Passage über den Turchino-Pass wegen Schneeregens und Temperaturen um den Gefrierpunkt zu streichen.

In Russlands Hauptstadt Moskau fielen seit Dezember insgesamt 2,79 Meter Schnee, wie das Wetteramt am Sonntag der Agentur Interfax mitteilte. "Das ist fast doppelt so viel wie der Durchschnittswert von 152 Zentimetern." In der Nacht zum Samstag hatte es in der Moskau, wo die Leute Kälte gewöhnt sind, wieder außerordentlich viel geschneit. Am Sonntag machte Tauwetter den Moskauern zu schaffen. Ein herabstürzender Eiszapfen verletzte einen 26-Jährigen und zerstörte das Fahrerhaus eines Transporters, wie die Polizei mitteilte.

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