Wintereinbruch:Tote unter Lawinen in Österreich gefunden

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Eine Straßensperrung bei Mühlbach: Die jüngsten Schneefälle in Österreich haben zu großer Lawinengefahr und erheblichen Behinderungen auf den Straßen geführt. (Foto: Markus Angerer/dpa)

Auch in Deutschland wird vor Gefahren durch Neuschnee gewarnt. In Polen, Tschechien und der Slowakei gibt es großflächige Stromausfälle und teils chaotische Zustände auf den Straßen.

In Österreich ist ein Mann im Kleinwalsertal tot unter einer Lawine gefunden worden. Nach dem Vermissten war nach Angaben der Polizei seit Freitagabend gesucht worden.

Vor allem in Tirol gingen zahlreiche Meldungen über weitere Lawinenabgänge ein, zumeist wurden jedoch keine Menschen erfasst. Im Zillertal konnte jedoch laut Polizei am Samstag ein weiterer Skifahrer nur noch tot unter den Schneemassen geborgen werden. Am Arlberg wurde die Suche nach zwei möglicherweise Verschütteten zunächst eingestellt, weil die Lage für die Bergungsmannschaften selbst kritisch war. Starke Schneefälle und Wind haben die Gefahr ansteigen lassen. "Die Leute sind sehr unverantwortlich unterwegs und immer wieder im freien Skiraum - sie glauben es einfach nicht", sagte ein Behördensprecher.

Fachleute appellieren an Wintersportler, große Vorsicht walten zu lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. In höheren Lagen herrschte am Samstag verbreitet Lawinengefahr der Stufe vier auf der fünfteiligen Skala. Auch der Straßenverkehr wurde erheblich behindert. Der österreichische Verkehrsclub ÖAMTC zählte vormittags 17 Straßensperren wegen Lawinengefahr. Auf 46 Straßenabschnitten galt Schneekettenpflicht.

Massiver Wintereinbruch in Polen, Tschechien und der Slowakei

In Polen starben nach Medienberichten am Samstag mindestens zwei Menschen bei wetterbedingten Unglücksfällen. In der südlich von Kattowitz gelegenen schlesischen Ortschaft Cisiec starb eine ältere Frau, nachdem ein wegen eines Sturms umgestürzter Baum ihr Einfamilienhaus schwer beschädigte. Wie ein Feuerwehrsprecher der Nachrichtenagentur PAP sagte, wurde die Rentnerin von Feuerwehrleuten im Haus gefunden. Der Fernsehsender TVN24 berichtete von mehr als 140 Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit starken Schneefällen und rutschigen Fahrbahnen. Eine Frau sei im Bezirk Danzig mit ihrem Auto gegen einen Baum geprallt und gestorben.

Bei Poprad in der Slowakei steckt am Samstag ein Auto ist auf der Straße zum Flughafen im Schnee fest. (Foto: Adriána Hudecová/dpa)

Im Norden der Slowakei verhängte ein Krisenstab am Samstag nach Angaben der Nachrichtenagentur TASR über 27 Gemeinden die sogenannte "Ausnahmesituation", die besondere Notmaßnahmen und Einschränkungen erlaubt. Mehrere beliebte Skigebiete wurden für das Wochenende wegen gefährlicher Stürme gesperrt. Die Bewohner der Regionalhauptstadt Zilina und umliegender Orte wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen, wenn dies nicht unbedingt nötig sei.

Im tschechischen Frymburk schieben Menschen schieben ein Auto im Schneesturm. (Foto: Václav Pancer /dpa)

In Tschechien waren am Samstag Zehntausende Haushalte ohne Strom. Wie die Nachrichtenagentur CTK berichtete, waren meist auf Leitungen gestürzte Bäume die Ursache. Nahe der tschechischen Stadt Jablonne nad Orlici unweit der polnischen Grenze stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Zwei Verletzte mussten von der Feuerwehr aus dem Fahrzeug befreit werden.

Deutschland vor Wetterumschwung

Starke Schneefälle haben zuletzt auch in den bayerischen Alpen die Lawinengefahr gefährlich steigen lassen. Gebietsweise herrsche die Stufe vier von fünf - das bedeutet große Gefahr, teilte die Lawinenwarnzentrale im bayerischen Landesamt für Umwelt am Freitag mit. Abseits der Pisten sei größte Vorsicht geboten. Lawinen könnten ohne zusätzliche Belastung von selbst abgehen - oder durch einen einzelnen Wintersportler ausgelöst werden. Der Neu- und Triebschnee verbinde sich nur schlecht mit der Altschneedecke. Die Lawinensituation wird voraussichtlich auch am Wochenende kritisch bleiben.

Tourengeher steigen am Samstag im Mangfallgebirge in Richtung Wendelstein auf. Auch in Bayern herrscht derzeit hohe Lawinengefahr. (Foto: Uwe Lein/dpa)

Bevor kommende Woche ein kräftiges Hochdruckgebiet viel Sonnenschein nach Deutschland bringen soll, werde ein Sturmtief an der Südspitze Grönlands noch einige Niederschläge nach Deutschland bringen, teilte derweil der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Bereits in der Nacht zum Sonntag dürfte in Schleswig-Holstein der Regen in Nassschnee oder Schneeregen übergehen, örtlich könnte es auch gefrierenden Regen geben. Tagsüber werde sich die Front dann mitten über Deutschland breitmachen.

Die Niederschläge werden dann im Tagesverlauf von Hamburg und Lübeck bis ins Allgäu zunehmend in Schnee oder Schneeregen übergehen, erwartet Meteorologe Helge Tuschy vom DWD. Wo es etwas kräftiger schneit, können innerhalb von zwölf Stunden ein bis vier Zentimeter Neuschnee fallen, insbesondere im Norden und zwischen Harz und Franken sowie am Alpenrand.

Der Montag ist dann ein Übergangstag mit zunächst noch vielerorts dichter Bewölkung und nachlassenden leichten Schneefällen. Von Dienstag an wird es dann unter Hochdruckeinfluss sonniger und trocken und in den Nächten frostig kalt.

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