Wintereinbruch im Nahen Osten:Zehntausende Menschen ohne Strom

Wintereinbruch im Nahen Osten: Wintereinbruch in Jerusalem: Ultra-orthodoxe Juden waten durch Schneematsch.

Wintereinbruch in Jerusalem: Ultra-orthodoxe Juden waten durch Schneematsch.

(Foto: AFP)

45 Städte und Dörfer im Norden Israels sind vom Verkehr abgeschnitten, Tausende Haushalte ohne Strom. Ein unerwartet heftiger Wintereinbruch sorgt im Nahen Osten für Turbulenzen. Besonders gravierend ist die Situation für die Menschen im Gazastreifen.

Der heftigste Wintersturm seit Jahrzehnten hat Teile des Nahen Ostens ins Chaos gestürzt. In Israel sind nach Schneefällen rund um Jerusalem und Überschwemmungen in niedrigeren Lagen immer noch 35.000 Haushalte ohne Strom. 13.000 Haushalte waren alleine in Jerusalem betroffen, wie der Stromversorger IEC mitteilte.

Viele Menschen in den betroffenen Regionen sitzen nicht nur im Dunkeln, sondern auch in klammen und kalten Wohnungen, die meist nur elektrisch zu beheizen sind. Für Sonntag wurde eine Wetterbesserung vorhergesagt.

Nach Angaben der israelischen Polizei waren 45 Städte und Dörfer im Norden des Landes wegen der Schneemassen weiter vom Verkehr abgeschnitten. Über Nacht seien 200 Autofahrer von den verschneiten Straßen geborgen worden.

Im Libanon waren Einheiten des Katastrophenschutzes landesweit im Einsatz, um Straßen freizumachen, die in der Nacht zuvor eingeschneit worden waren. Dort fielen in der östlichen Bekaa-Ebene in der Nacht bis zu 40 Zentimeter Neuschnee, berichtete die Online-Ausgabe der Tageszeitung Daily Star. In Kairo, wo am Freitag erstmals seit Jahrzehnten in manchen Vororten Schnee gefallen war, bessert sich derzeit die Wetterlage.

In Israel starben in Folge des Unwetters mindestens zwei Menschen. Ein Mann stürzte von Dach seines Hauses, als er ein Loch zu flicken versuchte. Ein Baby kam bei einem Wohnungsbrand ums Leben, der durch einen Heizlüfter ausgelöst worden war.

In Jerusalem lagen zwar noch Schneereste, aber die Niederschläge ließen etwas nach und gingen meist in Regen über. Die Polizei hatte am Vortag alle Menschen aufgerufen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen.

Besonders zu leiden hatten viele Menschen im palästinensischen Gazastreifen. Dort ist die soziale Lage wegen der langjährigen israelischen und seit Juli auch ägyptischen Blockade ohnehin schon schwierig. Fast 100 Menschen wurden verletzt, weil ihre oft nur aus Wellblech zusammengezimmerten Notunterkünfte dem Sturm nicht standhielten. Mehr als 2200 Menschen mussten aus überfluteten Häusern gerettet werden. Zudem gibt es nur selten Strom. Heizmaterial ist ebenfalls knapp.

Der Schnee war am Freitag über die Region gekommen. Mehrere Straßen zwischen Metropolen mussten vorübergehend gesperrt werden. Auch die palästinensischen Städte Ramallah und Bethlehem lagen unter einer weißen Decke.

Nach Angaben von Meteorologen war es der stärkste Schneefall in der Region seit 1879. Im Laufe des Tages sollte Tauwetter einsetzen.

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