Wildschweine:Dänemark beschließt Wildschweingrenze

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Ein Zaun soll dänische und deutsche Wildschweine trennen. Was steckt dahinter?

(Foto: dpa)

Weil die Schweinepest in Osteuropa wütet, soll ein Zaun dänische und deutsche Wildschweine trennen. Kritiker vermuten aber, dass mehr dahinter steckt.

Von Peter Burghardt

Deutsche und Dänen sind im Norden eng verbunden, Heinz Petersen aus der deutschen Gemeinde Harrislee kann das bezeugen. Er ist mit einer Dänin verheiratet, beide Söhne leben in Dänemark. Sie alle können mitten im Satz die Sprache wechseln, "ganz natürlich", sagt er. Seit 1920 verläuft die deutsch-dänische Grenze an Harrislee bei Flensburg vorbei, 2001 trat Dänemark dem grenzenlosen Schengen-Raum bei. Harrislees Bürgervorsteher Petersen kann von zu Hause aus zu Fuß hinübergehen, es ist ganz nah. Doch jetzt haben die Nachbarn an ihrer zuvor so wunderbar aufgeweichten Trennlinie ein Problem. Wegen der Wildschweine. Oder vielleicht doch eher wegen der Menschen?

Jedenfalls stimmte die dänische Umweltbehörde kürzlich in letzter Instanz für den Bau eines vildsvinehegnet, so heißt Wildschweinzaun auf Dänisch. Bis Ende 2019 soll entlang der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland ein Metallgitter entstehen - von der Nordsee bei Tønder bis zur Ostsee bei Flensburg, 70 Kilometer lang, 1,50 Meter hoch. Mit dem umstrittenen Projekt will Kopenhagen die Afrikanische Schweinepest abwehren, so das Argument.

"Die Freiheit, die wir hier haben, wird eingeschränkt"

Die für Menschen ungefährliche Seuche wütet in Osteuropa; Schleswig-Holstein und das restliche Deutschland sind bisher nicht betroffen. Doch die Dänen wollen vorsorgen, heißt es. Zwar kostet das Gatter einige Millionen Kronen, aber der Export von Schweinefleisch ist für Dänemark Milliarden wert. Kritiker wie Heinz Petersen haben allerdings den Verdacht, dass dieser seltsame Wildschweinzaun auch andere unerwünschte Grenzgänger abhalten soll. Zum Beispiel Asylbewerber. Als treibende Kraft wittert er dänische Rechtspopulisten.

"Die Freiheit, die wir hier haben, wird eingeschränkt", kritisiert Petersen. "Das ist nicht in unserem Sinne." Petersen vertritt den Südschleswigschen Wählerverband SSW, eine Kleinstpartei für die dänische Minderheit im Norden Deutschlands. Schon jetzt stehe er regelmäßig im Stau auf dem Weg nach Dänemark, denn seit der hohen Zahl an Flüchtlingen 2016 werde an der Grenze stichprobenhaft kontrolliert. Schon das passe nicht zum vereinten Europa, meint Petersen.

Außerdem wäre die geplante Zaunanlage Wölfen, Rehen oder Hirschen im Weg, warnten Umweltschützer. "Stellen Sie sich vor, eine Rehmutter springt über den Zaun, und die Kitze bleiben zurück", sagt Petersen. Und all die Wanderwege an der Grenze erst. Mit Grundbesitzern in Dänemark werde bereits über Enteignung und Entschädigung diskutiert. Ältere Anwohner erinnern daran, dass es in den Achtzigerjahren schon mal einen Grenzzaun gegen Schweinepest sowie Maul- und Klauenseuche gegeben habe, doch das war vor der großen europäischen Freiheit.

Andererseits sollen in der neuen Anlage allerlei Türen und Lücken gelassen werden, besonders an den diversen Grenzübergängen und auch dazwischen. Wie könne ein so löchriges Bollwerk die Wildschweine stoppen, wundern sich die deutschen Grenzgemeinden Harrislee und Handewitt. Sie haben schriftlich gegen den Zaun protestiert und hoffen auf Beistand aus Kiel und Berlin. Heinz Petersen hat gehört, dass die Barrieren bis ins Meer reichen sollen, denn "Wildschweine können schwimmen".

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