Wiener Opernball:"Wir wollten dieses Mal etwas Jüngeres"

In diesem Jahr ist das 31-jährige Ex-Spice-Girl Geri Halliwell Stargast des Wiener Opernballs. Zuletzt hatte Richard "Mörtel" Lugner mit Andie McDowell und Pamela Anderson ältere Semester in seine Loge geladen.

Wenn Herren im schwarzen Frack am Donnerstagabend ihre Damen linksherum übers Wiener Parkett schieben, treffen Glanz und Schmäh einmal mehr ungebremst aufeinander.

Wiener Opernball: Geri Halliwell bei einer Musikmesse in Cannes im Jahr 2002.

Geri Halliwell bei einer Musikmesse in Cannes im Jahr 2002.

(Foto: Foto: AP)

Der Opernball, gesellschaftlicher Höhepunkt der Wiener Ballsaison, ist alles auf einmal: Für Politiker und Unternehmer ist er ein Forum zum diskreten Knüpfen von Kontakten, für Debütantinnen aus höherem Hause der festliche Rahmen für die Aufnahme in die feine Gesellschaft und für die B-Prominenz aus den Klatschspalten die perfekte Bühne zur Selbstinszenierung.

So drohte das deutsche Promi-Paar Tatjana Gsell und Ferfried von Hohenzollern der Öffentlichkeit aus Anlass der edlen Gala mit einem "Bed-In": Vor Journalisten wollen die beiden Turteltäubchen am Donnerstag die legendäre Bettszene von Ex-Beatle John Lennon und Yoko Ono nachstellen.

Wofür wirbt Tatjana Gsell?

Ihre Agentur vermarktete die Aktion als "Pressekonferenz". Ende der 60er Jahre hatten Lennon und Ono mehrere so genannte "Bed-Ins" Seite an Seite unter einer Bettdecke veranstaltet, mit denen sie für den Weltfrieden werben wollten. Wofür die Witwe des Nürnberger Schönheitschirurgen Gsell und ihr adeliger Verlobter werben wollen, ist nicht ganz klar, aber vielleicht auch nicht so wichtig.

Stargast des diesjährigen Balls ist Ex-Spice-Girl Geri Halliwell. Die 31-Jährige wurde vom Baulöwen Richard Lugner eingeladen. "Wir wollten dieses Mal etwas Jüngeres", rechtfertigte der "Mörtel" genannte Lugner seine Wahl.

Als weiterer Grund fiel ihm ein, dass die rundliche Halliwell ein "kurvenreicher Gast" sei. Allerdings fehlt dem Baulöwen noch einiges Detailwissen zu der britischen Sängerin: "Sie hatte manchmal gute Lieder und manchmal schlechte."

Damen des internationalen Showbiz

Lugner und seine Frau "Mausi" laden seit 1992 Damen des internationalen Showbiz in ihre Loge ein - und zahlen dafür kräftig. Im vergangenen Jahr war Andie McDowell Stargast, 2003 Pamela Anderson.

"Wir wollten dieses Mal etwas Jüngeres"

Doch alles Linksherum-Tanzen nützt nur dem, der es auch schafft, eine Karte für das begehrte Ereignis zu ergattern. Die 4700 Plätze sind schon seit mehr als einem Jahr ausverkauft.

Die Logen zum Preis von 16.000 Euro sind meistens als erstes vergeben. Dort zeigen sich dann lokale Größen mit Stars aus dem internationalen Showbusiness. Die billigsten Ballkarten sind für 215 Euro zu haben.

Umrahmt wird das Geschehen in diesem Jahr von 55.000 Orchideen und Rosen, alle in der Farbe Orange gehalten. Ball-Organisatorin Elisabeth Gürtler, die auch Chefin des Hotel Sacher ist, streicht die seriöse Seite der Traditionsveranstaltung heraus.

Ball beschert Österreich 17 Millionen Euro

Der Ball ziehe betuchte Touristen an und beschere Österreich etwa 17 Millionen Euro, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. "Ein Drittel der Gäste kommen aus dem Ausland, hauptsächlich aus der Wirtschaft." Gürtler hat den Begriff "Wiener Opernball" urheberrechtlich schützen lassen und vermarktet Tochter-Bälle in New York, Dubai, Zagreb und bald auch in Belgrad.

Der Ruf des aristokratischen Kreistanzspektakels hat inzwischen sogar die Volksrepublik China erreicht. Das Fernsehen des kommunistischen Landes wird das Ereignis erstmals übertragen, und zum ersten Mal ist ein chinesisches Paar unter den 180 Debütanten, die den Ball mit einem Massen-Walzer eröffnen werden.

Zwar ist die Chinesin Hai Me Yang mit ihren 26 Jahren für eine Debütantin eigentlich zu alt - doch offenbar überzeugte das Talent der jungen Dame beim Linkswalzer die strengen Juroren. Dass Österreich sich derzeit um intensivere Handelskontakte zu China bemüht, ist dabei vielleicht kein Zufall.

Kein Platz für ernste Themen

Für richtig ernste Themen bleibt allerdings kein Platz, wenn das Orchester am Donnerstagabend seine beschwingten Dreiviertel-Takte übers Parkett bläst.

Die Forderung des sozialdemokratischen Oppositionsführers Alfred Gusenbauer, den Ball wegen der Tsunami-Katastrophe abzusagen, wurde von den Organisatoren umgehend zurückgewiesen. Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer hat seine Teilnahme ebenso zugesagt wie Kanzler Wolfgang Schüssel.

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