Kolumne „Bester Dinge“Die Qual vom Wiener Wal

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Im Sommer 2022 wurde der tonnenschwere Blech-Wal aus dem Wurstelprater ins Wiener Stadtmuseum gehievt.
Im Sommer 2022 wurde der tonnenschwere Blech-Wal aus dem Wurstelprater ins Wiener Stadtmuseum gehievt. (Foto: Florian Wieser/picture alliance/dpa/APA)

Einmal im Jahr wird der riesige Blech-Wal, der im Wien Museum hängt, von Staub befreit. Eine besondere Herausforderung: die Zahnreinigung.

Von Martin Zips

Der Mensch mag es immer gerne groß. Große Paläste, große Autos, große Tiere – das fasziniert ihn. Im „Wien Museum“ gibt es einen Blech-Wal, mehr als 1,4 Tonnen wiegt er. Einst schmückte er das Dach der Gaststätte „Zum Walfisch“ im Wiener Wurstelprater, doch die Gaststätte gibt es nicht mehr. Da man einen Eyecatcher, wie man heute so sagt, für das Stadtmuseum am Karlsplatz brauchte, hat man sich im Jahr 2022 das zehn Meter lange Ding mit einem Kran reinheben lassen und es dann in eine (sehr große) Halle an die Decke gehängt.

Doch die Entscheidung erweist sich mehr und mehr als lästig, denn, wie der ORF berichtet: Einmal im Jahr müssen Ingenieure, Restauratoren und Fassadenkletterer bezahlt werden, die den Wal vom Staub befreien. Als besonders kompliziert gestaltet sich seine Zahnreinigung, denn leider hatte sich die damals junge Architektin Maria Benke Anfang der 1950er-Jahre für die von ihr entworfene Skulptur Lamellenzähne ausgedacht. Und wie schwierig gerade Lamellen von Staub zu befreien sind, das weiß man ja von der Heizkörperreinigung. Würde man im Wien Museum jedenfalls nicht einmal jährlich – meist zu Beginn der Heizsaison – den Blech-Wal (er heißt Poldi) reinigen, so wäre zu befürchten, dass am Karlsplatz bald ebenso viele Menschen ärztlich behandelt werden müssen wie nach einer Tanzaufführung von Florentina Holzinger. Dort staubt es auch oft, obwohl die Tänzerinnen und Tänzer gar nichts anhaben.

Jedenfalls sollte man den Wiener Museumshelferinnen und -helfern wirklich dankbar sein, wenn Poldi bald keine Staubwaudeln mehr zwischen den Lamellenzähnen hat und einen zumindest einigermaßen fusselfreien Bauch. Denn Staub wird im kleinen Österreich ja auch sonst schon genügend aufgewirbelt.

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