Süddeutsche Zeitung

Nigel Richards:Neuseeländer gewinnt französisches Scrabble-Turnier

  • Nigel Richards aus Neuseeland hat bei der französischen Scrabble-Meisterschaft den ersten Platz errungen. Die Sprache selbst beherrscht er nicht.
  • Der 48-jährige Neuseeländer gilt in der Wortspielszene als "Freak" mit fotografischem Gedächtnis.

Das Wörterbuch auswendig gelernt. In neun Wochen

Französisch kann der Neuseeländer Nigel Richards nicht. Trotzdem hat der Scrabble-Profi mit dem Rauschebart die Konkurrenz jetzt auch bei den Scrabble-Meisterschaften in dieser Sprache geschlagen. Bei dem Turnier Anfang der Woche in Belgien bezwang der 48-Jährige einen Mann aus Gabon, der fließend Französisch spricht. Nach seinem Sieg erhielt Richards viel Applaus. Um sich in der Turniersprache zu bedanken, brauchte er allerdings einen Dolmetscher.

Der gelernte Ingenieur gilt vielen als bester Scrabble-Spieler aller Zeiten. Auf Englisch deklassiert er seine Gegner schon seit Jahren. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung lernte er nun die Schreibweise sämtlicher Wörter mit zwei bis zehn Buchstaben aus dem offiziellen französischen Scrabble-Wörterbuch. Das wäre an sich schon beeindruckend. Doch Richards soll das Kunststück in neun Wochen gelungen sein. Das melden zumindest die stolzen neuseeländischen Zeitungen.

Bei Scrabble müssen Spieler aus zufällig gezogenen Buchstaben möglichst lange Wörter bilden. Je komplizierter, desto höher die Punktzahl.

"Nigel ist ein Freak der Wörter", sagt John Baird, Sekretär des neuseeländischen Scrabble-Clubs in Christchurch. Dort hat Richards vor zwei Jahrzehnten angefangen, für Wettbewerbe zu trainieren. "So wie ich es verstehe, kann sich Nigel eine Seite anschauen und das ganze Ding abspeichern." Ein neuseeländischer Rivale charakterisierte den Champion einst weniger charmant: Richards spiele "wie ein Computer mit Bart".

"Er ist schwer zu fassen"

Darüber hinaus ist nicht viel bekannt vom Scrabble-Meister. Er soll Single sein und ein ruhiges, zurückgezogenes Leben führen. Sein einziges bekanntes Hobby neben dem Brettspiel: Radfahren.

"Er ist schwer zu fassen", sagt auch Club-Kollege Baird. "Ich bin mir sicher, dass die amerikanische Presse sehr frustriert sein wird, wenn er dort gewinnt. Er redet nicht viel." Die Antworten des Mannes, der ganze Wörterbücher abspeichern kann, bestünden in der Regel nur aus ein, zwei Wörtern.

Das nächste Lexikon, das Nigel Richards auswendig lernen wird, könnte das isländische sein. Der Scrabble-Verband des Inselstaats lud den Neuseeländer nun ein, auch an seiner Meisterschaft Mitte November teilzunehmen. Französisch sei schließlich eine "leichte Sprache" mit seinen lediglich 370.000 Scrabble-Wörtern; da könne ja jeder gewinnen. Auf Isländisch gebe es 2.300.000 Wörter.

Mit Material von dpa und AFP.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2577152
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/flex/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.