Süddeutsche Zeitung

Wettlauf zwischen Europa und den USA:Nächster Halt: Mars

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Bei ihrer ersten Mars-Mission, die im Dezember den roten Planeten erreichen soll, wollen die Europäer eine Frage beantworten, die die Menschheit seit Jahrhunderten umtreibt: Gab es Leben auf dem Mars?

Beagle 2 sieht aus wie eine fliegende Untertasse und soll genau wie eine solche zu Weihnachten sanft auf den Mars schweben. Am Montag ist die Sonde Mars Express mit Beagle 2 an Bord vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet.

Europa ist damit in einen spektakulären Wettlauf mit den USA um mögliche Wasser-Quellen auf dem Mars eingetreten. Einen Monat später wäre das günstige Zeitfenster wieder zugeklappt, innerhalb dessen der erdähnlichste Planet in unserem Sonnensystem rasch erreicht werden kann.

Rund drei Jahrzehnte haben die Europäer zugeschaut, wie sich Amerikaner und Russen, angespornt von wissenschaftlichem und politischem Ehrgeiz, um den Mars bemühten.

Nun schien der Zeitpunkt zum Einstieg ideal. Der Rote Planet nähert sich der Erde immer weiter und wird am 27. August noch 55.758.006 Kilometer entfernt sein - so nah wie zuletzt vor 73.000 Jahren, als noch Neandertaler auf Erden wandelten.

Zudem spürte die US-Raumagentur Nasa auf dem Mars Spuren von Wasserstoff auf, den Grundstoff jedes Lebens. Nun vermuten Forscher, der rostrote Boden des Planeten könnte ausgedehnte Eisfelder enthalten, vor allem in einem weiträumigen Gebiet rund um seinen Südpol.

Ob es tatsächlich Wasser auf dem Mars gab, soll Beagle 2 etwa ein halbes Jahr lang im Gestein nördlich des Mars-Äquators erkunden. Vor einem Aufprall auf der kraterarmen Ebene Isidias Planitia ist das Landegerät mit Airbags geschützt, Proben kann es über einen Greifarm entnehmen.

Frostigen Mars-Temperaturen von nachts minus 70 Grad Celsius und Staubstürmen soll der nach Charles Darwins Forschungsschiff benannte Beagle 2 widerstehen.

Auch " Mars Express soll nicht untätig bleiben, nachdem die Sonde den an ein überdimensionales Uhrengehäuse erinnernden britischen Lander ausgesetzt hat. Bis in fünf Kilometer Tiefe soll ihr Radar-ähnliches System "Marsis" nach Spuren von Wasser oder Eis suchen.

Genauer als je zuvor soll die Oberfläche des Planeten fotografiert werden. Die umfangreichen Daten sollen dann zur Erde gefunkt werden - jeweils angekündigt von der Erkennungsmelodie aus einem eigens komponierten Song der Britpop-Gruppe Blur.

Europas auf rund 330 Millionen Euro taxierte erste Mars-Mission hat am 2. Juni um 19.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit an Bord einer russischen Sojus-Rakete begonnen.

Am 8. Juni startet die Nasa ihr Roboterfahrzeug Mars Explorer Rover A, Rover B soll am 25. Juni folgen. Auch sie sollen vor allem Wasser finden. Der Abflug von Rover B wurde zweimal verschoben.

Auch die Europäer hatten noch am Erdboden mit technischen Problemen zu kämpfen: Bei letzten Tests in Toulouse fiel eines der hoch empfindlichen Elektronikmodule aus.

"Natürlich" sei es das am schwierigsten aus der Sonde zu entfernende Teil gewesen, sagt ESA-Projektmanager Rudi Schmidt. Ursprünglich war der Beginn der europäischen Mission schon für Mai geplant.

Bei aller Begeisterung für den Weltraum schauen alle Raumfahrt-Mächte verstärkt auch auf die Kosten - und arbeiten zusammen. Der Boden-Radar "Marsis" etwa wurde von Italien und der Nasa entwickelt. Russland und USA vereinbarten Anfang des Monats eine weiter gehende Kooperation bei der Mars-Erkundung.

Im Hintergrund steht ein anderer alter Traum: In zwei Jahrzehnten könnten erste Menschen zum Mars geschickt werden. Nächstes Jahr sollen sechs Kosmonauten dafür fast eineinhalb Jahre lang trainieren.

Sie sollen in einer russische Bodenstation eingeschlossen werden und mit drei Tonnen Wasser und fünf Tonnen Lebensmitteln auskommen.

(sueddeutsche.de/AFP)

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