Nachruf:Einer, der anpackte

Nachruf: Gerhard Hoffmann, Erfinder der Gockelkrähmeisterschaft in Göcklingen (Rheinland-Pfalz), ist im Alter von 51 Jahren gestorben.

Gerhard Hoffmann, Erfinder der Gockelkrähmeisterschaft in Göcklingen (Rheinland-Pfalz), ist im Alter von 51 Jahren gestorben.

(Foto: privat)

Seit 2013 ringen in Göcklingen alljährlich die Besten des Fachs um die "Deutsche Meisterschaft im Gockelkrähen". Gerhard Hoffmann, der Erfinder dieses skurrilen Wettkampfes, ist nun gestorben.

Von Roman Deininger

Göcklingen ist ein hübscher Ort an der pfälzischen Weinstraße, 900 Einwohner, ein Dutzend Winzer. Kleine Orte werden oft übersehen, da können sie hübsch sein, wie sie wollen. In der Pfalz gibt es halt eine ganze Menge Gemeinden, die lauschig zwischen Wald und Reben liegen. Kleine Orte müssen also irgendwie den Blick der Welt auf sich lenken, und dafür brauchen sie erfahrungsgemäß jemand, der die Sache einfach mal in die Hand nimmt. Und so jemand war Gerhard Hoffmann, der Mann, der Göcklingen zum Weltgockelkrähzentrum gemacht hat.

Der Weinbauer Hoffmann war in allen Dingen des Lebens ein Mann der Tat. Wenn er sich darüber ärgerte, dass die Bundeslandwirtschaftsministerin zu wenig gegen den Preisverfall bei Obst, Gemüse und Wein unternehme, dann setzte er sich auf seinen Traktor und ratterte zwei Tage lang nach Berlin, um ihr das persönlich zu sagen. Schon 1986 hatte der junge Hoffmann seinen Betrieb auf ökologischen Anbau umgestellt, als einer der ersten Winzer in Rheinland-Pfalz. An der Weinstraße galt er seitdem den Einen als Pionier, den Anderen als Radikaler.

Hoffmann - radikal zumindest im Dialekt, Markenzeichen grüne Latzhose - war klar, dass ein nettes Weinfest nicht ausreichen würde, damit die Welt endlich Notiz von Göcklingen nimmt. Ihm fiel auf, dass andere kleine Orte ziemlich erfolgreich mit skurrilen Wettbewerben für sich warben: In Cooper's Hill in England werden Käselaiber einen Hügel hinunter gerollt, in Itzehoe schickt man Dackel ins Rennen um die "Goldene Wurst". In Göcklingen, erklärte er, habe er "aus naheliegenden Gründen" gedacht: "Machen wird doch irgendwas mit Gockeln."

Seit 2013 ringen deshalb in Göcklingen alljährlich die Besten des Fachs um die "Deutsche Meisterschaft im Gockelkrähen". Am Start sind zur Steigerung des Unterhaltungswerts keine echten Gockel, sondern mehr oder minder aufwendig gefiederte menschliche Kandidatinnen und Kandidaten, die Gerhard Hoffmann mit pfälzischem Charme zu Höchstleistungen antrieb: "Sonst kommsch aufn Grill!" Im Juni 2019 lockte das, na ja, Spektakel knapp 3000 Zuschauer an. Wenn ein Journalist aus Österreich unter ihnen war, genügte das Hoffmann vollauf, um seinem Gockel-Wettbewerb eine internationale Dimension zuzumessen.

Hoffmann hat dann auch noch ein "Gockelmuseum" eröffnet, natürlich das erste seiner Art in Deutschland. In Göcklingen findet man das Gockel-Logo heute überall, auf Laternen, Briefkästen und Haustüren. Gerhard Hoffmann war es, der diesen kleinen Ort in Bewegung setzte, weitgehend unberührt von Sorge und der Skepsis mancher Mitbürger. Nun ist Gerhard Hoffmann, der den Blick der Welt ein ganz kleines Stück weit auf Göcklingen lenkte, im Alter von 51 Jahren gestorben.

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