Wetterkapriolen in Deutschland:Mitten im Novemberfrühling

Selbst wenn noch etwas Regen oder Schnee kommen sollte: Diese Woche geht der wohl trockenste November seit 111 Jahren zu Ende. In Skigebieten stehen die Lifte still, Bauarbeiter freuen sich über perfektes Dachdeckerwetter. Eine Bestandsaufnahme des Novemberfrühlings in Bildern.

1 / 15
(Foto: dapd)

Wenn am ersten Advent vielerorts noch so gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen wollte, könnte das durchaus am Wetter liegen: Vor allem in Süddeutschland war es fast frühlingshaft warm. Und drei Tage, bevor das erste Türchen am Adventskalender geöffnet wird, sieht es so aus, als würde dieser November ein meteorologischer Rekordmonat werden. Zumindest für Deutschland.

2 / 15
(Foto: dpa)

In einem durchschnittlichen November liegt der Niederschlag bei 67 Millimetern - in diesem Jahr sind es gerade mal zwei bis drei. "Etwa seit dem 20. Oktober hat es in weiten Teilen Deutschlands gar nicht mehr oder kaum noch geregnet", sagt Jörg Rapp, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). "Es ist schon ungewöhnlich, dass es flächendeckend so lange trocken ist." Selbst wenn noch ein bis zwei Millimeter hinzukommen: Am Mittwoch geht damit der trockenste November seit 111 Jahren zu Ende - der bisherige Rekord wurde 1920 erreicht. Rodeln ist aktuell nur auf Kunstschnee möglich - wie hier am Potsdamer Platz in Berlin.

3 / 15
(Foto: dpa)

Der November 2011 könnte sogar den Rekord als trockenster Monat Deutschlands überhaupt aufstellen. Noch wird der April 2007 in den Datenbanken des DWD als niederschlagsärmster Monat geführt. Mit der Trockenheit gehen weitere Wetterrekorde einher: Vor allem auf den Bergen "sind die Rekorde am Purzeln", wie Jörg Rapp vom DWD sagt. Die warme Luft hält den Nebel in den tieferen Lagen, auf den Gipfeln wurden bei Temperaturen und Sonnenstunden Rekordwerte gemessen.

4 / 15
(Foto: dpa)

Der Große Arber (hier ein Archivbild) war im November der sonnigste Ort in ganz Deutschland. Auf dem Berg im Bayerischen Wald hat sich die dort sonst übliche Sonnenscheindauer mit 208 Stunden fast vervierfacht. Auf der Zugspitze wurden im Mittel minus 1,2 Grad gemessen, das sind ganze sechs Grad mehr als in einem durchschnittlichen November.

5 / 15
(Foto: dpa)

Ursache für die ungewöhnliche Wetterlage sind die Hochdruckgebiete, die in den vergangenen fünf Wochen Tiefs mit Kälte und Niederschlag aus weiten Teilen Mitteleuropas abhielten. An den Rändern der Hochdruckgebiete, in Irland, in Norwegen oder auch Italien, gab es mitunter heftige Regenfälle. "Irgendwo muss der Regen ja hin", erläutert Meteorologe Rapp. Rückschlüsse auf den Klimawandel ließen sich aus diesen Rekordwerten jedoch keinesfalls ziehen. Mit andauernder Trockenheit wächst die Sorge ...

6 / 15
(Foto: dpa)

... bei den Landwirten: In den  trockenen Böden kann das Saatgut nicht anwachsen. Und auch die Waldbrandgefahr wächst. Nach fast einer Woche gelang es der Feuerwehr im oberbayerischen Lenggries erst am Samstag, einen großen Waldbrand am Sylvensteinspeicher vollständig zu löschen. Er hatte sich seit Sonntag vor einer Woche auf eine Fläche von 14 Hektar ausgedehnt.  

7 / 15
(Foto: dpa)

Während sich Seilakrabaten wie hier im Englischen Garten freuen, ihrem Hobby länger als gewöhnlich nachgehen zu können, warten Wintersportler seit Wochen vergeblich auf den ersten Schnee. 

8 / 15
(Foto: dapd)

Mit dem Morgenreif verschwindet in den Alpen auch der letzte Hauch von Weiß. Auf der Zugspitze musste das für vergangenes Wochenende geplante Schneefest abgesagt werden. Dort gab es im November überhaupt keinen Niederschlag. "Für uns bedeutet das natürlich finanzielle Einbußen", sagt Matthias Stauch, Vorstandsmitglied der Bayerischen Zugspitzbahnen. Seit mindestens zehn Jahren sei die Skisaison nicht mehr so spät gestartet. Die Lifte sind gewartet, alles ist bereit. Nun bleibt den Bahnbetreibern nichts anderes übrig, ...

9 / 15
(Foto: dpa)

... als auf den ersten Schnee zu warten. Technische Beschneiung wie hier am Fellhorn bei Oberstdorf ist auf der Zugspitze nicht vorgesehen. "Wir hoffen, dass es möglichst noch vor Weihnachten schneit, so dass wir perfekt vorbereitet ins Feiertagsgeschäft starten können", sagt Stauch. 

10 / 15
(Foto: dpa)

Allerdings bieten die Wetteraussichten wenig Grund zur Freude: Zwar soll es gegen Ende der Woche ein wenig schneien, "aber zehn Zentimeter nützen uns nichts", sagt Stauch. Für einen gelungenen Start in die Saison fehlt mindestens ein halber Meter Schnee. Doch nicht nur die Liftbetreiber in Alpen und Mittelgebirgen (hier ein Schlepplift im nordhessischen Willingen), sondern auch ... 

11 / 15
(Foto: dpa)

... die Schifffahrt leidet unter der Trockenheit. Am Freitag wurde für den Rhein (im Bild: ein Nebenarm) ein Pegelstand von 64 Zentimetern gemessen, der niedrigste Wasserstand aller Zeiten in einem November. Die Fahrrinne für den Schiffsverkehr ist mindestens 1,80 Meter tief, Binnenschiffe können nicht mehr voll beladen auf dem Rhein fahren, einige Schiffer sitzen dort sogar fest. 

12 / 15
(Foto: dapd)

Über zu wenig Wasser konnten sich die Hamburger dagegen nicht beklagen: Am Wochenende fegte der erste Herbststurm über den Norden Deutschlands, in Hamburg setzte eine Sturmflut - glücklicherweise erst am Sonntagabend - den Fischmarkt unter Wasser. Auf der Außenelbe kollidierte ein Lotsenboot mit einem Containerschiff - der bis zu vier Meter hohe Seegang drückte das Boot gegen den 300 Meter langen Frachter. Die Besatzung blieb jedoch unverletzt. Am Rissener Ufer mussten Polizisten eine Frau wecken, deren Wohnmobil von den Fluten bedroht wurde. 

13 / 15
(Foto: dpa)

Autofahrer gehören zu den Gewinnern des Rekordnovembers: Mit Schnee und Regen bleibt die Zunahme von Unfällen und Blechschäden derzeit noch aus. Allerdings ist das Wetter kein Grund, sich in falscher Sicherheit zu wiegen: "Gerade dort, wo es neblig ist, kann es überfrierende Nässe geben", sagt Almut Schönermarck vom ADAC. "Daran sollte jeder denken, der morgens ins Auto steigt." Winterreifen sollten ohnehin bereits alle aufgezogen haben: Der ADAC empfiehlt, von Oktober bis Ostern mit den schneetauglichen Reifen zu fahren. 

14 / 15
(Foto: dapd)

Rosige Zeiten beschert das Ausnahmewetter auch dem Handwerk: "Das Baugewerbe ist sehr glücklich darüber", sagt Alexander Legowski vom Zentralverband des deutschen Handwerks. Sogar Dachdecker könnten derzeit noch arbeiten, wenn die morgendliche Kälte vorüber sei. "Die Auftragslage ist sehr gut, und dank des guten Wetters können viele Aufträge abgearbeitet werden." Im Bild: Eine U-Bahnbaustelle der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf.

15 / 15
(Foto: dpa)

Den Meteorologen zufolge beginnt der Dezember, wie der Rekordnovember zu Ende gegangen ist: Für die kommenden Tage sind kaum Niederschläge und weiterhin vergleichweise milde Temperaturen angekündigt. 

© sueddeutsche.de/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: