Süddeutsche Zeitung

Wetterchaos:Sturmtief "Quinten" fegt über Deutschland

Lesezeit: 2 min

Stürmische Zeiten: Die ersten Ausläufer von Quinten haben den Südwesten Deutschlands erreicht. In Frankreich waren mehr als eine halbe Million Haushalte ohne Strom.

Starke Winde des Orkantiefs Quinten haben den Südwesten Deutschlands erreicht. Im Schwarzwald und im Pfälzer Wald wurden am Dienstagvormittag orkanartige Böen und teils auch Orkanböen gemessen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit.

Auf dem Feldberg erreichte der Wind demnach eine Geschwindigkeit von bis zu 151 und auf dem Weinbiet im Pfälzer Wald von 104 Stundenkilometern. In Freudenstadt im Schwarzwald blies der Sturm ebenfalls mit einer Geschwindigkeit von 104 Kilometern in der Stunde. Die Polizei dort meldete erste umgeknickte Bäume.

Nach dem Sturm kommt der Winter

Außer für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gab der DWD auch für Teile von Bayern, Hessen und dem Saarland Unwetterwarnungen heraus. Am Dienstag seien bis zum Abend verbreitet Sturmböen und schwere Sturmböen zu erwarten, in freien Lagen aber auch weitere Orkanböen. Der Schwerpunkt des Starkwindfelds von Quinten werde sich im Tagesverlauf nach Bayern verlagern, sagte ein Sprecher.

Neben entwurzelten Bäumen und herabstürzenden Dachziegeln seien bei Orkanböen auch schwerere Gebäudeschäden möglich. Wenn Quinten von der Benelux-Region über Norddeutschland nach Polen weiterzieht, ströme dann ab den Abendstunden von Norden her Kaltluft ein und sorge in den kommenden Tagen in ganz Deutschland für eine winterliche Witterung, sagte der DWD-Sprecher: "Nach dem Sturm kommt der Winter zurück."

Mit chaotischen Straßenverhältnissen durch starken Schneefall müssen die Autofahrer vom Dienstagnachmittag an im nordrhein-westfälischen Bergland rechnen. "Ab 400 Metern Höhe könnten die Straßen unpassierbar werden", warnte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes.

Betroffen von dem erneuten Wintereinbruch seien besonders die Eifel und das Bergische Land, auch im Sauerland müssten sich die Autofahrer auf rutschige Straßen einstellen. "So richtig gefährlich wird es dann am Abend, wenn die Temperaturen auf knapp unter null Grad sinken. Dann könnte es chaotisch werden", sagte der Sprecher. Alleine in der Eifel und im Bergischen Land sollen bis Mitternacht bis zu 15 Zentimeter Neuschnee fallen.

England kämpft mit Hochwasser

In England wurden Autobahnen und Straßen wegen Hochwassers gesperrt. Etwa 30 Menschen steckten mit ihren Autos auf überfluteten Straßen fest und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Mehr als 300 Hausbesitzer pumpten ihre vollgelaufenen Keller leer und stellten vorsorglich Sandsäcke auf, weil wegen Schneeschmelze weitere Überflutungen befürchtet wurden.

Wegen des orkanartigen Sturms war der Flughafen Bristol über Nacht geschlossen. Außerdem kam es im Zugverkehr zwischen London und Mittelengland zu erheblichen Verspätungen.

Der Winter hat Großbritannien seit gut einer Woche im Griff. Am Montag vergangener Woche waren nach den stärksten Schneefällen seit 18 Jahren landesweit über sechs Millionen Menschen nicht zur Arbeit erschienen. Selbst die Hauptstadt war lahmgelegt.

600.000 Haushalte in Frankreich ohne Strom

In Frankreich indes hat der Sturm die Energieversorgung lahmgelegt: Rund 600.000 Haushalte an der Atlantikküste waren ohne Strom, teilten die Energieversorger mit. Über Opfer war zunächst nichts bekannt.

Der Betrieb an den drei Pariser Flughäfen Charles de Gaulle, Orly und Le Bourget war eingestellt, zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren. Von verheerenden Schäden blieb Frankreich aber diesmal verschont, der Sturm war nicht so stark wie vorhergesagt.

Im Landesinneren erreichten die Böen nur vereinzelt eine Geschwindigkeit von 120 Kilometern in der Stunde, wie der Wetterdienst Météo-France mitteilte. Erst Ende Januar war der Südwesten Frankreichs von Orkan Klaus heimgesucht worden. Dabei wurden mehr als 300 Hektar Wald zerstört und es entstanden Schäden von 1,4 Milliarden Euro.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.487610
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AFP/hai
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.