Wetter:Tief "Egon" stürmt über Deutschland

Lesezeit: 3 min

  • Das Sturmtief Egon fegt mit bis zu 148 Kilometern in der Stunde über Deutschland hinweg.
  • Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, mancherorts kam es zu Unfällen. Die Bahn drosselt die Geschwindigkeit ihrer ICE-Züge.
  • Wegen heftigen Schneefalls fällt in Niedersachsen die Schule aus.

Umgestürzte Bäume, gesperrte Bahnstrecken und Schnee auf den Straßen: Tief Egon hat in der Nacht zum Freitag von Westen her Deutschland erreicht. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz fegte der Wind teils mit Orkanstärke über das Land und entwurzelte Bäume. Es kam zu Verkehrsbehinderungen und Stromausfällen. "Wir haben seit Mitternacht massive Probleme mit dem Sturm", sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken am frühen Freitagmorgen.

Auf dem 554-Meter-hohen Weinbiet in Rheinland-Pfalz erreichte der Wind Geschwindigkeiten von bis zu 148 Kilometern in der Stunde. Auch in Hessen brachte Egon Sturm. "Wir haben schon um die 50 Einsätze wegen umgestürzten Bäumen und Gegenständen, die auf die Fahrbahn geflogen sind", sagte ein für den Bereich Südhessen zuständiger Polizeisprecher am frühen Freitagmorgen in Darmstadt.

Wetter in Deutschland
:Sturmtief "Egon" sorgt für Chaos auf den Straßen

Der teils orkanartige Wind brachte mancherorts Schneemassen mit sich, der Winterdienst war im Dauereinsatz.

In Bayern bläst der Sturm ebenfalls heftig. In München fielen kurz vor 10 Uhr zwei Ampel aus, nachdem sich durch den Sturm zwei Leitungen berührt hatten. In Nordbayern können Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde erreicht werden, in höheren Alpenregionen sind nach Angabe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sogar 120 Kilometer pro Stunde möglich. Vor allem in Franken sorgte Egon bislang für Verkehrsbehinderungen. Auf der A 7 bei Marktbreit im Landkreis Kitzingen kippte ein Lkw-Anhänger um.

Wie der Lawinenwarndienst Bayern mitteilte, bleibt die Lawinengefahr in den deutschen Alpen zunächst angespannt. Es gelte die dritte von fünf Warnstufen. Schon einzelne Skifahrer könnten Schneebrettlawinen auslösen, warnten die Experten. Auch am Wochenende werde sich die Lage nur langsam entspannen.

In Teilen des Freistaates fiel zudem der Strom aus. In den Landkreisen Fürth, Nürnberger Land und Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim beschädigten nach Angaben des Energieversorgers N-Ergie umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste Stromleitungen. Auch in der Region Aschaffenburg waren mehrere Ortschaften zeitweise vom Netz abgeschnitten.

"Chaotische Zustände" auf den Straßen

In Baden-Württemberg verzeichnete die Polizei vergangene Nacht mehr als 400 Einsätze. Dabei ging es einem Sprecher zufolge hauptsächlich um umgestürzte Bäume, Schilder und Bauzäune. Der Polizeisprecher sagte, es sei teils zu "chaotischen Zuständen" auf den Straßen gekommen.

Hamburg blieb weitestgehend von Folgen des Sturms verschont. Bis zum Morgen konnte die Polizei lediglich von einer Sperrung der A 7 bei Marmstorf berichten. Zwei Lkw waren auf Schneematsch ins Schleudern gekommen und hatten sich quer gestellt.

Auf einigen Bahngleisen sorgte das Unwetter ebenfalls für Probleme: Die Strecken Hannover-Bremen, Gießen-Frankfurt und Darmstadt-Bensheim mussten in den frühen Morgenstunden gesperrt werden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. In Nordrhein-Westfalen war die Strecke Köln-Siegen nicht befahrbar. Aber auch auf anderen Fernstrecken müssen Bahnreisende wegen der angekündigten Schneeschauer mit längeren Fahrten im Fernverkehr rechnen: Die Bahn drosselt die Höchstgeschwindigkeit der ICE bis auf weiteres auf Tempo 200, wie das Unternehmen am Freitagmorgen bestätigte. Das soll Verspätungen und Ausfälle durch Schotter und Eisklumpen verhindern. Auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken verlängere sich die Fahrtzeit um zehn bis 20 Minuten, hieß es. In der Regel fahren die ICE-Züge mit Spitzengeschwindigkeiten von 230 bis 300 Kilometern pro Stunde.

In Niedersachsen und im nordrhein-westfälischen Münsterland brachte Egon Schnee. Und zwar so viel, dass mancherorts die Schule ausfiel. Die Autobahn A 30 musste bei Rheine in Richtung Niederlande gesperrt werden, weil sich auf verschneiter Straße ein Lastwagen quergestellt hatte. Die Bergung werde voraussichtlich bis neun Uhr am Freitagmorgen dauern, sagte ein Polizeisprecher in Duisburg. Verletzt wurde niemand.

Bis zu 30 Zentimeter Schnee erwartet

Egon bringt wohl auch weiter Sturmböen und Schnee: Bis zu 30 Zentimeter Schnee innerhalb von sechs Stunden seien in Lagen von 400 bis 600 Metern möglich, erwartete Meteorologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst. Bis Freitagmittag sollte Egon dann in Richtung Polen weiterziehen. Bei nassem Schnee und starkem Wind könnten erneut Stromleitungen und Bäume umknicken. "Das ist eine sehr gefährliche Kombination", sagte Leyser. Von Nordrhein-Westfalen bis ins nördliche Sachsen-Anhalt seien daher massive Verkehrsbehinderungen möglich.

In der Mitte, im Süden und an der Nordsee seien am Freitag Sturmböen möglich, die auf Bergen sogar Orkanstärke erreichen können. Dort erwartete der DWD Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde. Am Wochenende dürften vor allem im Hochland winterliche Bedingungen herrschen. Doch der starke Wind könnte Wintersportlern und Spaziergängern auch dann noch den Spaß verderben.

Bereits am Donnerstag hatten Schnee und glatte Straßen in Teilen Deutschlands den Verkehr erschwert. Bei Unfällen in Bayern kamen drei Menschen ums Leben. Auch in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gab es witterungsbedingte Unfälle.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tief "Dieter"
:Deutschlandweit schwere Unfälle durch Schnee und Glätte

Die Auswirkungen von Tief "Dieter" sind in ganz Deutschland zu beobachten: In Unterfranken verunglückt ein Lastwagenfahrer tödlich, auf der Autobahn nahe Berlin kollidieren neun Lkw und fünf Autos.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: