Süddeutsche Zeitung

Wetter an Weihnachten:Ist so warm der Winter

Es ist, als hinge das Glück der Deutschen momentan an einer Frage: Wird an Heiligabend Schnee vom Himmel fallen? Seit dieser Woche können Wetterexperten eine Antwort geben.

Von Andreas Frey

Schon seit Oktober sehen sich Meteorologen mit der jährlich wiederkehrenden Frage konfrontiert. Sie scheint von höchster Wichtigkeit zu sein, als hinge das Glück der Menschen daran: Werden denn an Weihnachten gefrorene Wasserkristalle, auch Schnee genannt, vom Himmel fallen? Seit dieser Woche können die Wetterexperten eine Antwort geben, auch wenn sie kaum jemandem gefallen wird: Weihnachten wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach grün oder grau, aber nicht weiß.

"Für Schnee an den Festtagen sieht es in diesem Jahr sehr schlecht aus", sagt der Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Selbst in den Bergen werde es wohl mild und unwinterlich. Wer auf Schnee nicht verzichten möchte, muss hoch hinaus. Kai Zorn vom privaten Anbieter wetter.com legt sich bereits fest: "Es ist sicher, dass es im Flachland in diesem Jahr keine weiße Weihnacht geben wird."

Als Grund für diese Botschaft nennen die Wetterexperten eine derzeit anhaltende Südwestströmung, mit der die wärmste Luft nach Deutschland weht, die der Kontinent im Angebot hat. Ein nahezu einbetoniertes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa blockt die Kälte ab und bläst Mittelmeerluft bis weit nach Osteuropa. Am Montag wirkte es fast, als sei der Frühling ausgebrochen. Vor allem in den Bergen zeigte das Thermometer weiträumig zweistellige Werte. Auf dem Hohenpeißenberg in Südbayern wurden gar 15,6 Grad gemessen, Deutschland-Rekord.

So warm bleibt es zwar nicht, aber der Trend für die kommende Woche zeigt sich wenig winterlich. In den Berechnungen der Wettercomputer findet sich kein einziger Hinweis auf Schnee in den Niederungen. Nur in den Bergen könnte am Freitag die ein oder andere Flocke fallen.

Die letzte weiße Weihnacht vor drei Jahren

Schnee an Weihnachten ist aber ohnehin selten. In Hamburg und Aachen liegt die Wahrscheinlichkeit bei nur zehn Prozent, in München immerhin bei 39 Prozent. Dennoch wünschen sich viele ein weißes Fest. Das war nicht immer so. Noch vor 150 Jahren sahen die Menschen Weihnachten als den Zeitpunkt, von dem an die Natur von Neuem erwachen kann, sagt die Klimatologin Martine Rebetez von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Neuchâtel.

Die Menschen holten sich Misteln in die Häuser und hofften, dass es draußen bald blüht. Einst stellte man sich Weihnachten eher als grünes Fest vor, an dem die Tage endlich wieder länger werden. Dann tauchten Ende des 19. Jahrhunderts weltweit Weihnachtskarten aus Neuengland auf, wo an den Festtagen tatsächlich häufig viel Schnee liegt. Seither assoziieren nicht nur Europäer Weihnachten mit Schnee, sondern sogar Australier, obwohl dort Hochsommer ist.

Die letzte weiße Weihnacht in Deutschland gab es vor drei Jahren. Davor lag letztmals 1981 das Land vollständig unter einer Schneedecke. Dass es an Weihnachten häufig mild ist, liegt an dem sogenannten Weihnachtstauwetter. Häufig endet pünktlich zum Fest eine Frostperiode, die zur Adventszeit begann. In diesem Jahr wehte jedoch Orkan Xaver den ersten Anflug von Winterluft aus Deutschland und hinterließ das stabile Hoch. In der nächsten Woche könnte es jedoch erneut stürmisch werden und dem Winter bis Neujahr den Weg ebnen.

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Quelle:
SZ vom 17.12.2013/ahe
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