SZ-Kolumne "Bester Dinge":Wirklich schön

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Martin Gerten/Martin Gerten)

Schlauchbootlippen? Pfirsichbäckchen-Po? In Norwegen muss retuschierte Werbung künftig kenntlich gemacht werden. Eine gute Idee - für viele Bereiche.

Von Violetta Simon

"Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du beschließt, du selbst zu sein", hat Coco Chanel einmal gesagt. Hätte es zu ihrer Zeit schon Internet und soziale Medien gegeben, hätte sie wohl eher gesagt: "Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du nicht alles glaubst, was du siehst." Wer heute auf Instagram & Co. unterwegs ist, könnte sonst meinen, dass Schönheit vor allem aus Schlauchbootlippen und pigmentierten Augenbrauenbalken, aus Pfirsichbäckchen-Po und Barbie-Taille besteht.

Das Geschäft mit der Lüge floriert. Daher ist es äußerst erfreulich, dass Norwegen nun gegen den "kroppspress" (auf Deutsch Körperdruck) vorgehen will: Werbetreibende und Influencer müssen künftig darauf hinweisen, wenn eine Abbildung retuschiert oder manipuliert wurde. Der Hinweis muss gut sichtbar oben links stehen und sieben Prozent der Gesamtfläche einnehmen, andernfalls droht ein Bußgeld. In Frankreich ist die Kennzeichnung bearbeiteter Fotos bereits seit 2017 Pflicht. Vor einigen Jahren musste der L'Oréal-Konzern eine Kampagne zurückziehen, weil man Julia Roberts bis zur Unkenntlichkeit verschönert hatte. Allerdings hatte damals die britische Werbeaufsicht das Unternehmen dazu verurteilt.

Noch erfreulicher wäre es natürlich, wenn die Menschen weltweit aufhören würden, alles digital aufzuhübschen, was nicht beim Schönheitschirurgen war. Vielleicht sollten wir damit anfangen, ehrlicher mit den eigenen Leistungen umzugehen. Der Kuchen? Ich hatte es eilig, ist nur eine Backmischung. Die Seminararbeit? Also ein bisschen Wikipedia ist auch mit drin. Aus diesem Grund gehen wir an dieser Stelle mit gutem Beispiel voran: Liebe Leserinnen und Leser, dieser Text wurde vor der Veröffentlichung redigiert und mit einem Bild verschönert!

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