Süddeutsche Zeitung

Werbespot:Pepsi zieht umstrittenen Kendall-Jenner-Spot zurück

Man habe eine "globale Botschaft der Einigkeit, des Friedens und der Verständigung" vermitteln wollen, teilt das Unternehmen mit. Dieses Ziel sei klar verfehlt worden.

Was ist passiert?

Kendall Jenner, die genau wie ihre ältere Halbschwester Kim Kardashian an der Familien-Reality-Show "Keeping Up with the Kardashians" teilnimmt, hat einen lukrativen Werbejob bekommen. Sie steht jetzt auf der Gehaltsliste des Getränkeherstellers Pepsi. Die 21-Jährige spielt die Hauptrolle in einem Werbespot, der in sozialen Netzwerken heftig kritisiert wurde. Aufgrund des negativen Feedbacks hat Pepsi den Clip mittlerweile zurückgezogen.

Was ist in dem Werbespot zu sehen?

Das zweieinhalbminütige Video zeigt Jenner, als sie ein Fotoshooting verlässt, um sich einer Friedensdemonstration anzuschließen. Sie reißt sich die blonde Perücke vom Kopf, wischt den Lippenstift von ihrem Mund und marschiert gemeinsam mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, die Schilder mit Friedenszeichen tragen, durch die Straße - bis sie auf Polizisten treffen, die das Treiben misstrauisch betrachten. Doch Kendall rettet die Situation: Sie überreicht eine Getränkedose, schwupps ist die angespannte Stimmung gelöst. Alle feiern tanzend eine Art Love-Parade. Niemand wird gewalttätig, niemand schwingt einen Schlagstock.

Was ist der Hintergrund des Werbespots?

Offensichtlich spielt das Video auf die Fälle von Polizeigewalt in den USA in der jüngsten Vergangenheit an. Seit im August 2014 ein weißer Polizist einen 18-jährigen Afroamerikaner in Ferguson in US-Staat Missouri erschossen hat, kommt immer wieder zu Demonstrationen und gewalttätigen Unruhen. Die Washington Post dokumentiere im vergangenen Sommer sämtliche Fälle von Polizeigewalt und in die landesweite Debatte hat sich sogar der damalige Präsident Barack Obama eingemischt.

Wie sind die Reaktionen?

Von schockiert bis belustigt. Ein weißes, 21-jähriges Supermodell, das einen politischen Konflikt zwischen Polizei und Demonstranten mit einer Softdrink-Dose deeskaliert, wirkt auf viele Nutzer sozialer Netzwerke lächerlich. Auf Twitter fantasieren sie beispielsweise darüber, was Super-Kendall noch so alles hätte verhindern können ...

Ist die Aufregung beabsichtigt?

Pepsi ist nicht das einzige Unternehmen, das Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in seinen Werbespots thematisiert. Die Firma Benetton erregte beispielsweise in den Neunzigerjahren mit provokanten Kampagnen die Öffentlichkeit. Der Fotograf Oliviero Toscani lichtet für Werbezwecke etwa die blutverschmierte Kleidung eines im Bosnienkrieg gefallenen Soldaten ab oder die Gesichter von zum Tode Verurteilten. Die Skandale waren kalkuliert: Die Schockwerbung erhöhte den Bekanntheitsgrad des Unternehmens.

Auf diesen Effekt hatten möglicherweise auch Pepsi und Kendall Jenner gesetzt. Kleinlaut rudert das Unternehmen nun zurück: "Pepsi hat versucht, eine globale Botschaft der Einigkeit, des Friedens und der Verständigung zu vermitteln. Diese Ziel haben wir klar verfehlt, und wir entschuldigen uns."

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