SZ-Kolumne "Bester Dinge":Und jetzt alle

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(Foto: Federico Parra/AFP)

Für einen Weltrekord ist in Venezuela ein Orchester mit 12 000 Musizierenden zusammengekommen. Ein Traum und Albtraum für jedes Laienorchester.

Von Veronika Wulf

Wer schon mal in einem Laienorchester gespielt hat, der weiß: Da geht's am Anfang erst mal nicht ums Musizieren, um die Interpretation eines großen Werkes. Nein, erst mal müssen die Töne sortiert, die Tempi klar werden. Dann sind die zweiten Geigen zu leise, die Bratschen zu spät, das Blech zu laut. Und der Oboist meckert mal wieder. Denn im Vergleich zu allen anderen hält er sich nicht für einen Laien. Die größte Herausforderung ist also: das Zusammenspiel.

Das setzt jedoch die Lösung eines anderen Problems voraus: die Besetzung. Sind alle Stimmen vertreten? Gibt es ein viertes Horn? Und überhaupt Bratschen? 50 Spielerinnen und Spieler für ein Sinfonieorchester zusammenzubringen, kann da schon viel sein.

Zumindest dieses Problem hatte das venezolanische Orchester, das nun einen Weltrekord gebrochen hat, nicht: 12 000 überwiegend junge Musikerinnen und Musiker, die dem Orchesternetzwerk El Sistema mit 180 Ensembles angehören, kamen vergangene Woche in Caracas zusammen und spielten unter anderem das "Te Deum" von Charpentier und Tschaikowskis "Slawischen Marsch". Am Samstag teilte eine Sprecherin des Guinness-Buchs im venezolanischen Fernsehen mit, dass der Rekordversuch gelungen sei: 8573 Instrumente spielten an einer Stelle gleichzeitig, 500 mehr als beim bisherigen Rekordhalter.

Wie sie das mit dem Zusammenspiel gelöst haben, bliebt ein Rätsel. Denn auch auf Leinwand vergrößert dürfte der Dirigent in den hinteren Reihen kaum zu sehen gewesen sein. 12 000 Menschen zu führen, wünscht man keinem Dirigenten. Nur eines würde so mancher Leiter eines Laienorchesters womöglich auch gern einführen: Aufpasser, die genau überprüfen, ob jeder auch spielt, wenn er soll.

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