Zaun am Weißen Haus:Ich will da rein

Zaun am Weißen Haus: Einfach mal durch den Zaun geklettert: Der Secret Service hat das Kleinkind wieder seinen Eltern übergeben.

Einfach mal durch den Zaun geklettert: Der Secret Service hat das Kleinkind wieder seinen Eltern übergeben.

(Foto: Nancy Benac/AP)

Täglich stehen Touristen am Zaun vor dem Weißen Haus, dem Amtssitz des US-Präsidenten, der vom Secret Service streng bewacht wird. Jetzt hat ein Kleinkind die Hochsicherheitsbarriere bezwungen.

Von Peter Burghardt, Washington

Man kann jetzt wirklich nicht sagen, dass das Weiße Haus schlecht bewacht wäre. Unter anderem seine Bewohner und Funktionäre, vorneweg das gegenwärtige Präsidentenpaar Jill und Joe Biden, werden beschützt vom United States Secret Service, dessen Beamte und Fahrzeuge zahlreich mitten in Washington unterwegs sind. Für die meisten Interessenten, die nicht zu einem Staatsbesuch oder wenigstens einer Führung erwartet werden, ist der Zaun die Grenze.

Der Zaun umgibt das berühmte, aber überschaubare Gebäude sowie das umfangreiche Grundstück. Touristen aus aller Welt stehen jeden Tag davor, es wird auch gerne gegen irgendwas demonstriert. Im Winter spielte um die Ecke ein Gitarrist jeden Abend laut und schnell, die Bidens müssen Jimi Hendrix mögen, tolerant sein oder gute Doppelfenster haben. Kürzlich sang ein Bibelmensch an einem Eingang die US-Hymne. Man kann auch wunderbar vorbeijoggen, stets im Blick des Secret Service. Und nun ereignete sich also die Geschichte mit dem Kind.

Secret Service stößt "auf einen neugierigen kleinen Besucher"

Die Agentur AP zeigt ein Foto, auf dem zwei Polizisten diesen handlichen, aber unerwünschten Gast tragen. Ein winziger Eindringling habe das Weiße Haus infiltriert, schreibt CNN. "Die uniformierte Abteilung des Secret Service stieß heute auf einen neugierigen kleinen Besucher entlang der nördlichen Zaunlinie des Weißen Hauses, der kurzzeitig das Gelände des Weißen Hauses betrat", informiert Anthony Guglielmi, der Sprecher des Secret Service. "Die Sicherheitssysteme des Weißen Hauses haben sofort den Secret Service alarmiert, und das Kleinkind und seine Eltern wurden schnell wieder zusammengeführt."

Am Dienstag war das, einem zauberhaften Frühlingstag mit sanftem Wind. Der Junge nutzte offenbar geschickt seine Körpergröße und zwängte sich durch das Gitter an der Pennsylvania Avenue, ehe ihn die erwachsenen Hüter auf dem North Lawn aufgriffen und zu seinen Eltern zurückbrachten. Vermutlich wollte er mal schauen, was Uncle Joe so macht. Dieser hatte nachmittags ein paar Abgeordnete im Oval Office zu Gast.

Ein anderer Eindringlich musste sich einer psychiatrischen Behandlung unterziehen

Ganz ohne Risiko ist so ein Ausflug nicht, es sind schon Kinder zwischen den Eisenstäben stecken geblieben. Demonstranten haben sich auch schon daran gekettet, was allerdings nur dem Ansatz eines Hausfriedensbruchs entspricht. Ein älterer Veteran mit Messer und Irak-Erfahrung schaffte es 2014 über den Zaun in die Residenz, die damals dort lebenden Obamas waren gerade nicht da. Der Eindringling wurde 2015 trotzdem zu 17 Monaten Haft verurteilt und musste sich anschließend vom Bundesdistrikt fernhalten sowie einer psychiatrischen Behandlung unterziehen.

2017 erreichte ein anderer Mann das Terrain, bevor die Aufpasser zugriffen, seinerzeit wohnten Donald und Melania Trump im Weißen Haus. 2019 wurde der Zaun für 64 Millionen US-Dollar auf eine Höhe von 3,96 Meter mehr als verdoppelt. An dem Projekt beteiligt war außer dem Secret Service auch der National Park Service, der sich um die gut sieben Hektar großen Gartenanlagen kümmert.

Bloß nicht den Blick auf die blütenweiße Fassade verschandeln

Jetzt könnte natürlich der Zaun noch enger werden, was aber einen weiteren Umbau erfordern und den schönen Blick auf die blütenweiße Fassade, die Säulen und die derzeit blühenden Bäume noch mehr einschränken würde. Wäre schade, ist ja ein beliebter Blickfang. Vielleicht werden künftig auch Eltern aufgerufen, besonders schmale Töchter und Söhne an der Hand zu nehmen, wenn sie um das Reich der Familie Biden und eines Tages deren Nachfolgern spazieren gehen.

Joe und Jill Biden werden jedenfalls am kommenden Montag die Lehrer des Jahres im Weißen Haus empfangen. Irgendwo daheim werden sich ein Vater und eine Mutter denken: Unser Kleiner war schon drin, also auf dem Rasen.

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