USA:Weißes Haus als Party-Location

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Präsidententochter Tricia Nixon heiratete 1971 ihren Verlobten Edward Finch Cox im Rosengarten des Weißen Hauses. (Foto: AP)

Joe Bidens Enkelin Naomi hat ihre Hochzeit in Opas Amtssitz gefeiert. Ein gutes Omen? Nicht unbedingt, wenn man all den Spukgeschichten Glauben schenkt.

Von Peter Burghardt, Washington

Es ist für die Enkel natürlich immer schön, wenn Oma und Opa Platz zum Feiern und auch ein paar unheimliche Ecken haben. Die Bidens zum Beispiel bewohnen bis vorläufig Anfang 2025 ein großzügiges, zuweilen mysteriöses Gebäude mitten in Washington, D.C., beste Hauptstadtlage. Dieses sogenannte White House verfügt über 132 Räume, darunter das meist beruflich genutzte Oval Office sowie umfangreiche Grünflächen wie den South Lawn. Zu Ostern findet da draußen immer ein Eierlaufen statt, wenn keine Pandemie ist. Kürzlich sang Elton John auf dem Rasen.

Jetzt stand in diesem Teil des Gartens mal wieder eine Hochzeit an, am Samstag hat die Präsidentenenkelin Naomi King Biden ihren Peter George Heermann Neal geheiratet. Es ist keineswegs die erste Trauung an dieser Adresse, die White House Historical Association hat in gut 200 Jahren 18 Hochzeiten in dieser Party Location dokumentiert.

Naomi Biden und ihr Verlobter Peter Neal. (Foto: Evan Agostini/AP)

Die erste ereignete sich 1812, als Lucy Payne Washington, die Schwester der damaligen First Lady Dolley Madison, im Weißen Haus Thomas Todd ehelichte, einen stellvertretenden Richter am Obersten Gerichtshof. Im Juni 1971, es war recht warm, tauschte Tricia Nixon, die Tochter der später ausquartierten Richard und Patricia Nixon, im Rose Garden die Ringe mit dem Anwalt Edward Finch. Es gab eine mehrstöckige Torte.

Richard Nixon applaudiert seiner Tochter und ihrem Ehemann. (Foto: Anonymous/AP)

Ebenfalls im Rosengarten sagte 1994 Anthony Rodham, Bruder von Hillary Clinton, Yes zu Nicole Boxer. Sogar der Hoffotograf Peter Souza durfte im Rose Garden sein Fest mit Patti Lease schmeißen. 2013 war das, in der märchenhaften Ära von Barack und Michelle Obama.

Etliche Gäste hatten diesen Ort vorher vermutlich noch nie betreten, wann kommt man als normaler Mensch schon mal beim President zum Tanz vorbei. Parkplätze sind bei entsprechender Einladung vorhanden, auch für die Bewachung wird gesorgt, der Secret Service hat alles im Griff. Schaurig werden die Nächte manchmal trotzdem, denn es spukt im Weißen Haus.

Doch, ganz eindeutig. Da wäre die Geschichte von Damon Cat, Kürzel D.C., die Dämonische Katze schlich schon im Bürgerkrieg durchs White House. Genauso legendär ist der Geist von Abraham Lincoln, 1865 ermordet (nur 600 Meter entfernt vom Weißen Haus im Ford's Theatre). Bezeugen konnte seine Wiederkehr ein Diener, Butler, Koch und Pförtner namens Jerry Smith. Er hatte Historikern zufolge keinen Zweifel, "dass das Weiße Haus von den Geistern aller verstorbenen Präsidenten heimgesucht wird, und dass seine satanische Majestät, der Teufel, auf dem Dachboden haust." Mary Todd Lincoln selbst soll erzählt haben, ihr sei der tote Thomas Jefferson begegnet.

Klaviermusik aus dem Kamin?

Für ihre Luci und deren Mann veranstalteten auch die Eltern Johnson 1966 im weißen Geisterhaus eine Wedding Reception. Der Brautschleier soll vorher sorgsam auf das Lincoln-Bett gelegt worden sein, wie die Washington Post weiß. Zum Glück erschien ihnen offenbar der alte Abraham nicht. Anders als Grace Coolidge, Winston Churchill und Königin Wilhelmina aus den Niederlanden, von deren übersinnlichen Erlebnissen wiederum das Magazin People gehört haben will.

Das Fachblatt berichtet auch von Jenna Bush Hager, wohnhaft an der Pennsylvania Avenue in der Zeit von George W. Bush. Demnach erzählte sie 2021, dass sie und ihre Zwillingsschwester Barbara eines Nachts während ihrer Collegezeit schliefen, als das Telefon klingelte. Sie wachte auf, "und plötzlich hörten wir Klaviermusik aus den 1920er Jahren aus unserem Kamin". Sicherheitshalber wurde sie 2008 auf der Ranch von Mom und Dad in Crawford, Texas, vermählt.

Endgültig bewiesen ist die These, seit nachweislich auch ein lebendiger Vorgänger des Amtsinhabers durch den West Wing geistert: das berüchtigte Gespenst Donald Trump. Joe Biden kann das seit Januar 2021 garantiert bestätigen, wenn er mal schlecht schläft. Die Trauung von Trumps jüngster Tochter Tiffany wurde übrigens kürzlich im aktuellen Hauptquartier des leibhaftigen Trump begangen, in dessen blassrosafarbenen Florida-Anwesens Mar-a-Lago. Von außen betrachtet erst recht spooky, für Freiluftveranstaltungen Mitte November aber geeigneter als der South Lawn der Familie Biden. Wenn nicht gerade ein Hurrikan des Weges kommt.

Der teuflische Trump übrigens will in gut zwei Jahren - falls die Bidens ihren Mietvertrag 2024 nicht bis Anfang 2029 verlängern - wieder ins Weiße Haus einziehen. Zur Not halt auf den Dachboden.

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