Weihnachtstradition in Katalonien:Hocket, ihr Hirten

Hirten? Langweilig! Könige? Zu vornehm. In katalanischen Weihnachtskrippen hat der heimliche Star die Hosen heruntergelassen, um sich zu erleichtern. Der "Caganer" erscheint bei Jesu Geburt inzwischen häufig auch in zeitgenössischer Gestalt.

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Quelle: AFP

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In einem beliebten Kinderbuch sucht ein Maulwurf nach dem Tier, das ihm auf den Kopf gemacht hat. Eine populäre Weihnachtstradition in Katalonien strahlt ganz ähnlichen Charme aus: Die Caganer (zu Deutsch schmucklos: Kacker). Sie haben ihren festen Platz in katalanischen Weihnachtskrippen. 

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Während hierzulande neben der Heiligen Familie zumeist nur andächtige Hirten, jubilierende Engel und vielleicht ein paar zusätzliche Schaulustige die Geburtsszenerien zieren, ist in der westspanischen Region der Caganer in unterschiedlichster Ausführung bei Christi Geburt präsent. In klassischer Gestalt tritt er als Bauer im Hirtengewand auf, doch längst erleichtern sich dort hinter den Ställen zu Betlehem auch Prominente und Figuren aus der Welt- und Popgeschichte. Zum Beispiel Christopher Kolumbus, der dafür seinen angestammten Platz auf einer Säule in Barcelonas Stadtmitte verlässt. 

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Die Ursprünge des Brauchs, der auf das späte 17. oder frühe 18. Jahrhundert zurückreicht, sind nicht vollständig geklärt. So besagt etwa eine Theorie, dass die Tradition ihre Anfänge in der Epoche des Barock habe, als Könige und Adlige aus Weihnachtskrippen verschwanden und nach und nach das einfachere Leben Einzug hielt. 

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Die Figuren sollen für Fruchtbarkeit, Hoffnung und Reichtum stehen, andernorts ist die Rede davon, dass sie ursprünglich den Lauf der Natur symbolisierten. Philosophisch weniger ambitionierte Interpretatoren vermuten, dass einem Hirten - respektive Gallier - die Aufregung um Christi Geburt schlicht auf den Magen schlug. Sicher ist nur, dass es ähnliche Traditionen auch andernorts in Südeuropa gibt, in Portugal oder Neapel etwa, und dass sich der Caganer ungemeiner Beliebtheit erfreut.

Traditional defecator figures

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Katalanische Kinder machen sich einen Spaß daraus, die kauernden Figürchen in den oft reich bevölkerten Weihnachts-Dioramen zu verstecken und von Freunden suchen zu lassen. Diese Abbilder von Prinz William und Herzogin Catherine ausfindig zu machen, dürfte nicht allzu schwierig werden - vorausgesetzt, dass nicht die gesamte königliche Familie bei Jesu Geburt zugegen war. 

Traditional defecator figures

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Zeitgenössische Kacker haben als Sammelfiguren längst ihre ganz eigene Berechtigung. So können Fußballfans nicht nur aus ganzen Heerscharen aus Spielern (links: Gerard Piqué vom FC Barcelona) wählen, sondern sich mit dem Maskottchen des RCD Espanyol auch einen kotenden Papagei in die Krippe stellen. Die Dame mit dem Mikrofon soll übrigens Shakira sein.

Figurines known as 'caganer' of world leaders are sold at the Santa Llucia Christmas market in central Barcelona

Quelle: REUTERS

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Auf dem Santa-Llúcia-Weihnachtsmarkt in Barcelona gibt es regelmäßig ganze Gipfeltreffen hockender Politiker zu bestaunen. 2008 trafen sich dort (von links nach rechts, vorne): US-Präsident Barack Obama, Spaniens Noch-Premier José Zapatero, Großbritanniens damaliger Regierungschef Gordon Brown, sein Kollege Nicolas Sarkozy - und Angela Merkel. In die zweite Reihe verbannt: Italiens zurückgetretener Premier Silvio Berlusconi, Wladimir Putin, der Venezolaner Hugo Chavez, und, im karierten Hemd, sein Kollege aus Bolivien, Evo Morales. Hinten ganz rechts: Brasiliens damaliger Präsident Lula da Silva.

Obama als US-Präsident gewählt - Caganer sind schon da

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Der Caganer ist vieles - doch im Grunde nicht sonderlich appetitlich. Das sehen die Katalanen offenbar nicht ganz so eng und verkaufen die kackenden Figuren auch zum Naschen, aus Mürbteig oder Schokolade.

Doch nicht nur in der Krippe spielt das Anale in Katalonien zu Weihnachten eine wichtige Rolle: Am 6. Januar bekommen Kinder traditionell eine Holzpuppe geschenkt, den Tio de Nadal (Weihnachtsonkel), auf den sie mit Stöcken einprügeln und rufen: "Kack, Onkel, Kack!" Solange, bis aus einer Öffnung kleine Geschenke fallen - meistens aus Schokolade. 

© sueddeutsche.de/leja/grc/gba
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