Martina Gedeck, 58, Schauspielerin:
"Bei 'Schlaf in himmlischer Ruh', richtig? Man sollte sich mit voller Lust in den Ton hineinfallen lassen. Viele nehmen aus Angst, den Ton nicht richtig zu treffen, Anlauf, atmen dann vor 'himmlisch' kräftig ein, um gut in die höhere Tonlage springen zu können - und landen doch daneben. Aber niemand muss springen! Man kann ganz ruhig zu dem hohen Ton hinschweben, indem man schon vor 'Schlaf' einatmet und dann 'Schlaf in himmlischer Ruh' ineinander übergehend und leicht aufsteigend singt, also ungefähr so, ich stimme es mal an: 'Inhimmlischerruh'. Als wäre es ein zusammenhängendes Wort.
Weiterer Tipp: Nach unten denken und atmen, in den Bauch hinein. Beim Singen sollte man die Stimmbänder und die Kehle vergessen und, wenn überhaupt, an Rücken-, Bauch- und Zwerchfellmuskulatur denken. Ein guter Ton kommt aus dem Bauch. Stellen Sie sich zum Üben mit dem Rücken an die Wand, die Lendenwirbelsäule liegt flach an, und versuchen Sie, beim hohen Ton bewusst dorthin zu drücken oder, noch besser, dabei an der Wand in die Knie zu gehen und ein wenig nach unten zu rutschen. Dabei wandert die Stimme ganz leicht nach oben. 'Himmlische Ruh' muss übrigens nicht laut klingen oder gar geschrien werden, nein! Das kann auch sehr leise sein.
'Stille Nacht' begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich fand es mysteriös, weil darin unbekannte Worte wie 'traut' oder 'hold' auftauchen, auch respekteinflößend: 'Alles schläft, einsam wacht.' Wenn ich darüber nachdenke, berührt mich die Zeile bis heute, sie ist schön. Und friedlich."
Protokoll: Mareen Linnartz
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