Wegen Porno-Drehs CDU verlassen:Skandälchen in Kreuzberg

Alexander M. dreht Pornos. Seit Jahren schon, aber irgendwie ist das keinem in Berlin aufgefallen. Erst, als das CDU-Mitglied Vorsitzender des Kreisverbands werden wollte, begann die Schmuddellawine zu rollen.

Claudia Fromme

Nicht, dass da jemand etwas missversteht. Er sei nicht prüde und auch kein Kind von Traurigkeit, schließlich habe er lange auf dem Bau gearbeitet und da gehe es handfest zu, sagt Kurt Wansner. Aber diese Sache mit den Filmen, das sei zu viel des Guten.

Also schrieb der Kreisvorsitzende der CDU in Friedrichshain-Kreuzberg einen Brief an Alexander M. Einen netten, sagt Wansner. Darin ging es um die Werte der Christdemokraten und dass sich M.s Hobby nicht gut damit verträgt.

Alexander M. dreht nämlich Pornos. Seit Jahren schon, aber irgendwie ist das keinem in Berlin aufgefallen. Nun aber spielte M. mit dem Gedanken, im April für den Vorsitz des Kreisverbands zu kandidieren - gegen Wansner - und plötzlich landete eine DVD im Kreisverband.

"Unappetitlich" oder "ungezwungen"?

Die Schmuddellawine rollte, Wansner verfasste den Brief, Bild schrieb in Blockbuchstaben und M. musste die CDU verlassen.

Das Hardcore-Machwerk heißt "Beauty Gang", und darin kämpft der 52-jährige Mediziner, der auch Schatzmeister der Mittelstandsvereinigung von Friedrichshain-Kreuzberg ist, mit vollem Körpereinsatz im Kreise mehrerer Damen gegen die Prüderie.

"Unappetitlich", findet Kreischef Wansner das. "Ungezwungen", sagt Alexander M. Er sei keiner, der sich Ausflüchte sucht, nein, er stehe zu den Filmen. Dass seine Partei nicht mehr zu ihm steht, sieht er als "gezieltes Mobbing".

Nachdem die CDU bei den Wahlen im September in Friedrichshain-Kreuzberg mit nicht mal zehn Prozent der Stimmen "katastrophal" abgeschnitten hat, habe er massiv Kritik am Kreisverband geübt. Seitdem sei ihm, der 38 Jahre lang mit "Leib und Seele" Christdemokrat war, ein scharfer Wind entgegengeblasen.

Doppelzüngige CDU

Nun also hat der mittlerweile in der EDV-Branche tätige Mediziner sein Parteibuch abgegeben, die Kasse der Mittelstandsvereinigung will er bis zu den Neuwahlen im Februar in Ordnung bringen. Er sei eben ein pflichtbewusster Typ, sagt Alexander M., der stets Anzug und Fliege trägt - auch in den Pornos.

Er werde auch ohne Parteibuch weiter Politik in seinem Stadtteil machen, sagt M. Seine ehemalige Partei bezichtigt er der Doppelzüngigkeit. Schließlich sei es die schleswig-holsteinische CDU gewesen, die Beate Uhse für das Bundesverdienstkreuz vorschlug. Und die habe auch nur billige Sexwäsche verkauft und viel härtere Pornos als jene, in denen er mitspiele.

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